In diesem Beitrag gibt’s meine neuesten Aufnahmen der Milchstraße vom März 2021 inklusive Beschreibung der wesentlichen Entwicklungsschritte und Links zu den zugrundeliegenden Tutorials zu sehen.
Wie ich schon im Beitrag Weiter geht’s: Milchstraße fotografieren im März 2021 schrieb, sind im März 2021 die Tage zwischen dem 11. und 15. März prädestiniert für Aufnahmen der Milchstraße.
Während dieser Zeit herrscht Neumond bzw. der Mond ist nicht zu sehen, solange das galaktische Zentrum der Milchstraße sich am Himmel mit einer Elevation von bis zu 8° zeigt. – Immerhin bereits 4° mehr als noch im Februar und somit insbesondere bei Lichtverschmutzung am Horizont deutlich besser zu fotografieren.
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Da mir jedoch die Wettervorhersage einen Strich durch die Rechnung machte, musste ich kurzerhand umdisponieren und zog bereits in der Nacht vom 7. auf den 8. März los, um den klaren Himmel zu nutzen. Es war zwar noch nicht Neumond und der Mond wäre angesichts seiner Lichtverschmutzung zu einem Problem geworden, allerdings war er zum Zeitpunkt meiner Aufnahmen noch nicht aufgegangen. – Problem gelöst.
Wie das nun einmal mit einem wolkenlosen Himmel im (Spät-)Winter so ist, bringt dieser kalte Temperaturen mit. Meine Fotos konnte ich diesmal bei angenehmen -2° machen, was schonmal ein Fortschritt zu den -10° im Februar war. Dennoch mangelt es generell während der Aufnahmephase an Bewegung und man kühlt schnell aus.
Neben meinem Handwärmer war natürlich meine Sony Alpha 6400 inklusive
wieder mit dabei.Nach 1,5 Stunden gegen 05:30 Uhr waren die Bilder trotz Kälte und Müdigkeit aufgenommen und ich konnte mit Einbruch der astronomischen Dämmerung mit 180 Fotos im Gepäck den Heimweg antreten. Meine Vorfreude hielt sich in Grenzen, da es Montag Morgen war, eine neue Arbeitswoche startete und ich hundemüde war. 😉
Trotz allem haben sich im Nachhinein die Mühen wieder einmal gelohnt und es kamen drei tolle Fotos beim Shooting heraus, die ich nun in diesem Beitrag vorstellen möchte.
Inhalt:
Milchstraße #1
Dieses
ist das erste des „finalen Trios“: Auch wenn auf dem Foto nur ein kleiner Teil der Milchstraße zu sehen ist, gefällt mir die Bildkomposition sehr gut.Das Bild ist eine Mischung aus 10 gestackten Einzelaufnahmen für den Sternenhimmel sowie 5 Aufnahmen, bei denen ich mit meiner Taschenlampe den Baum im Vordergrund „gelightpainted“ habe. Im Ergebnis wirkt das Foto ziemlich abgefahren, aber mir gefällt es genau so. 🙂
Kommen wir zum „Making Of“:
Aufnahmephase
Zunächst habe ich meine via der Intervallaufnahmefunktion der 20sec Belichtungszeit, Blende f/2.8 und ISO 3200 aufgenommen.
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In einem zweiten Schritt habe ich noch 5 Fotos mit 15sec Belichtungszeit, Blende f/8 und ISO 500 gemacht. Ziel dieser Aufnahmereihe war das eigentliche Lightpainting: Dabei bin ich mit meiner Taschenlampe rund um den Baum spaziert und habe ihn beleuchtet.
Entwicklungsphase
Die grundlegenden Entwicklungsschritte zur Vorbereitung der Fotos für das Stacking mit Sequator habe ich gemäß des Beitrags Schritt 1: Vorbereitung von Astrofotos der Milchstraße mit darktable des Tutorials Milchstrasse fotografieren und entwickeln mit darktable, GIMP und Sequator vorgenommen, d.h. im Wesentlichen die chromatischen Aberrationen entfernt und die Objektivverzerrung korrigiert. Auf die Reduzierung toter Pixel kann ich mit der Alpha 6400 verzichten, da deren Anzahl – ganz im Gegensatz zur – im einstelligen Bereich liegt (Vgl. RX100: > 10.000!).
Danach habe ich die 10 Einzelaufnahmen in Sequator gestackt. Eine (wirklich kurze) Kurzanleitung zum Stacking mit Sequator findest Du übrigens im Beitrag Sequator Anleitung: Tutorial zum Stacking in 5min.
Bis hierhin war der Entwicklungsprozess noch Standardkost.
Bei Entwicklung des Sternenhimmels mithilfe des von mir vielgepriesenen darktable-Moduls Kontrast Equalizer im Rahmen des Beitrags Schritt 3: Nachbearbeitung von Astrofotos der Milchstraße mit darktable stieß ich aber auf erste Probleme: Die normalerweise von mir zur Eingrenzung der Milchstraße verwendeten Verlaufsformen verliefen nämlich direkt durch den „Vordergrund-Baum“, da dieser auf dem Foto in den Himmel ragt.
Durch die Kontrasterhöhung erhielt ich daher zunächst eine satte Unschärfe rund um die Äste und den Stamm des Baums, sodass ich einige Zeit mit den Settings des Kontrast Equalizers spielen musste, bis ich ein einigermaßen zufriedenstellendes Ergebnis erzielte.
Die so in darktable finalisierte Aufnahme habe ich schließlich in Lightpainting-Einzelaufnahmen zusammengeführt.
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Ich musste in GIMP mit zahlreichen Ebenen und Ebenenmasken arbeiten, um die vom Kontrast-Equalizer erzeugte Unschärfe zu korrigieren:
- Aus darktable habe ich daher eine vollständig entwickelte Aufnahme inklusive aktivierten Kontrast Equalizer-Instanzen sowie eine Aufnahme mit deaktivierten Instanzen exportiert.
- Die beiden Aufnahmen habe ich dann wiederum als Ebenen in GIMP übereinander gelegt und die kontrastierte Aufnahme mit einer weißen Ebenenmaske versehen.
- Mit einem schwarzen Pinsel habe ich vorsichtig die problematischen Konturen des Baums im Vordergrund bearbeitet, um die Unschärfen zu beseitigen (bei genauerer Betrachtung ist auch festzustellen, dass die Strukturen der Milchstraße nicht hinter den Verästelungen des Baums verlaufen… diese sind den Korrekturen zum Opfer gefallen).
- Hinzu kommen noch diverse Belichtungskorrekturen für das Gras im Vordergrund sowie Abdunklungen hinter den „Büschen“ entlang der Horizontlinie. Hierzu habe ich den Vordergrund freigestellt und mit Farbverlaufsmasken einen sanften Übergang in den Horizont geschaffen.
Unterm Strich waren dieses und die beiden weiteren Fotos ziemlich bearbeitungsintensiv und ich bin nach wie vor noch nicht 100%ig mit dem Ergebnis zufrieden. Dennoch reiht sich diese Aufnahme ganz vorne in meine persönliche Rangliste meiner Lieblings-Astroaufnahmen ein.
Dir ist die Entwicklung mit Adobe Lightroom: Milchstraße bearbeiten und entwickeln an.
& Co zu kompliziert oder Du verwendest normalerweise Adobe Lightroom? Kein Problem! Schau Dir mein TutorialMilchstraße #2
Weiter geht’s mit dem zweiten Foto. Im Wesentlichen ist es analog zum ersten entstanden und wurde analog entwickelt, wie das erste des Beitrags:
- 10 Aufnahmen für den Hintergrund mit 18mm, f/2.8 und ISO 3200
- 5 Aufnahmen für den Vordergrund bzw. den Baum
Das Ganze dann wiederum in darktable vorbereitet, mit Sequator gestackt und schließlich die Aufnahmen des Sternenhimmels mit denen des Baums in GIMP zusammengefügt.
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Wie beim ersten Bild war der Baum auch hier ziemlich problematisch bzw. sogar noch problematischer, da er weiter ins Bild hineinragt, somit dominanter ist und die Milchstraße gleichzeitig quer durchs Bild verläuft.
Wie in der Baumkrone zu sehen ist, musste ich wieder mit zwei Ebenen in GIMP tricksen und via Ebenenmaske die kontrastreiche Ebene rings um die Baumkrone etwas abmildern, um die Unschärfen zu reduzieren.
Damit klar wird, was ich eigentlich meine, hier mal die Kontrastreiche Aufnahme:
Daher habe ich noch eine zweite Aufnahme entwickelt, die weniger Kontraste enthält, aber den gleichen Farbton im Nachthimmel aufweist:
Und hier noch als dritte Bildkomponente der angemalte Baum (zugegebenermaßen nicht gleichmäßig genug, tut aber dem Endergebnis keinen Abbruch):
Cool, oder? Genau diese Kombination verschiedener Elemente und die zahlreichen Möglichkeiten, die man mit der Bildentwicklung von Landschafts-Astrofotos hat, reizen mich so bei der
. 🙂Milchstraße #3
Die dritte Aufnahme im Bunde ist zugleich die letzte gewesen.
Im Unterschied zu den beiden ersten Fotos hatte ich hier jedoch eine größere Anzahl Aufnahmen des Sternenhimmels zur Verfügung, da ich an dem Punkt schon so müde war und gleichzeitig die Zeit bis zur astronomischen Dämmerung knapp wurde, dass ich keine neue Kameraposition mehr gesucht habe und einfach 30 oder 40 Aufnahmen hintereinander machte.
Verwendet habe ich letztendlich nur 15 aus dem Mittelfeld, da die Milchstraße bei dieser Serie eine gute Position über dem Berg im rechten Teil des Bildes hatte und diese Anzahl für das Stacking angesichts der guten Bildqualität der
völlig ausreichend war.Letztendlich war diese Aufnahme auch am Einfachsten zu entwickeln, da die Milchstraße nicht hinter Objekten verläuft und so straight forward mittels meiner heißgeliebten darktable-Verlaufsformen bearbeitet werden konnte. 😉
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Das unbearbeitete Originalfoto sah übrigens so aus:
Fazit
Wieder einmal haben sich die Mühen gelohnt und sich mitten in der Nacht aus dem Bett zu quälen (auch wenn es ein Montag war) war im Nachhinein betrachtet die absolut richtige Entscheidung.
Ich hoffe, Dir gefallen die drei Bilder so gut wie mir. Für mich zählen sie zu den besten Landschafts-Astrofotos, die ich bisher gemacht habe.
Übrigens habe ich mir dieses Jahr zum Ziel gesetzt, von Februar bis November jeden Monat loszuziehen und unsere Heimatgalaxie abzulichten – quasi meine persönliche die Milkyway-Challenge 2021. 😉
Weiter geht’s Mitte April – dann hoffentlich endlich wirklich mal mit angenehmeren Temperaturen. Die Uhrzeit, zu der ich aufstehen muss, wird jedoch wegen der Zeitverschiebung Ende März ähnlich sein.
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