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Landschafts-Astrofografie & Hyperfokale Distanz: Grundlagen & Rechner für durchgängig scharfe Bilder

Zuletzt aktualisiert am 24.04.2023 von Hendrik


Was die hyperfokale Distanz ist und wieso deren Kenntnis vor allem für das Gelingen Deiner Astrofotos entscheidend sein kann, erfährst Du auf dieser Seite.

Erntezeit - Milchstraße im Juli. Sony Alpha 7 III mit SEL55F18Z, 55mm, 16 x 5sec, ISO 3200
Hyperfokale Distanz nicht beachtet: Vordergrund unscharf, Hintergrund scharf

Die obige Aufnahme habe ich im Sommer 2023 mit meiner Sony Alpha 7 III und dem SEL55F18Z mit einer Brennweite von 55mm gemacht.

Wie gut zu sehen ist, ist der Sternenhimmel knackscharf, aber der Vordergrund nicht.

Warum? Ich hatte die hyperfokale Distanz nicht berücksichtigt.

Definition: Hyperfokale Distanz und Schärfentiefe

Die hyperfokale Definition ist laut Wikipedia wie folgt definiert:

Als hyperfokale Entfernung beziehungsweise hyperfokale Distanz wird in der Fotografie diejenige endliche Gegenstandsweite bezeichnet, bei der, wenn man auf sie fokussiert, im Unendlichen liegende Objekte mit akzeptabler Unschärfe abgebildet werden. Der gesamte mit akzeptabler Unschärfe abgebildete Bereich, die sogenannte Schärfentiefe, reicht dann von der halben hyperfokalen Entfernung bis ins Unendliche.

Vereinfacht gesprochen / geschrieben: Wenn Du auf ein Motiv im Vordergrund fokussierst, das sich mindestens im Abstand der hyperfokalen Distanz befindet, dann werden alle Gegenstände ab diesem Motiv bis ins Unendliche mit akzeptabler Schärfe abgebildet sein.

Relevanz der hyperfokalen Distanz für Astrofotos

Tatsächlich ist die Kenntnis der hyperfokalen Entfernung gerade auf dem Gebiet der Landschafts-Astrofotografie entscheidend: Um nämlich die Sterne scharf abzubilden, hast Du überhaupt keine andere Wahl, als immer auf Unendlich zu fokussieren. Schon eine „akzeptable Unschärfe“ führt bei Fokussierung auf ein nahegelegenes Vordergrundmotiv zu unscharfen Sternen und einem misslungenen Foto.

Es ist also keine Option, auf ein Objekt im Vordergrund zu fokussieren und eine akzeptable Schärfe für den Bereich hinter diesem Objekt in Kauf zu nehmen. Die Sterne würden mit hoher Wahrscheinlichkeit schlichtweg unscharf abgebildet werden.

Dieser Effekt kann zwar auch gewollt sein, entspricht aber in der Regel nicht dem Ziel der Astrofotografie.

Bei folgender Aufnahme habe ich mit 55mm Brennweite und dem Sony SEL55F18Z bewusst auf ein Objekt fokussiert, das außerhalb der hyperfokalen Distanz lag:

Erntezeit - Milchstraße Ende Juni / Anfang Juli. Sony Alpha 7 III mit Sony SEL55F18Z.
Fokus auf ein Objekt außerhalb der hyperfokalen Distanz: Unscharfe Sterne sind die Folge

Der Vordergrund ist daher natürlich scharf, der Sternenhimmel jedoch nicht.

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Am folgenden Bild ist gut der Schärfeverlauf im Vordergrund (im Gras) zu erkennen, bis schließlich die hyperfokale Distanz beim Holzstapel erreicht und das Bild bis ins Unendliche scharf dargestellt wird. Fokussiert hatte ich auf den Sternenhimmel:

Hyperfokale Distanz: Der Vordergrund ist unscharf und eine akzeptable Schärfe wird ab dem Holzstapel bis ins Unendliche erreicht
Hyperfokale Distanz: Der Vordergrund ist unscharf und eine akzeptable Schärfe wird ab dem Holzstapel bis ins Unendliche erreicht

Bei starker Vergrößerung ist zu sehen, dass der Holzstapel eine minimale Unschärfe aufweist, während die Rebstöcke im Hintergrund und insbesondere der Sternenhimmel scharf dargestellt werden:

blank
100%-Crop der unentwickelten Originalaufnahme: Die Sterne sind scharf, während der Holzstapel eine geringe Unschärfe bzw. eine „akzeptable Schärfe“ aufweist

Hätte ich auf den Holzstapel fokussiert, befände sich die „akzeptable Unschärfe“ in der Ebene dahinter und die Sterne würden nicht sauber abgebildet werden.

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Die hyperfokale Distanz definiert bei der (Astro-)Fotografie also genau die Grenze bzw. Bildebene, ab der das Vordergrundmotiv und der Sternenhimmel scharf abgebildet werden, wenn Du Deine Kamera bzw. Dein Objektiv auf Unendlich eingestellt hast. Letzteres ist bei der Astrofotografie beinahe immer der Fall.

Die „akzeptable Unschärfe“ kann – im Gegensatz zur normalen Landschaftsfotografie – nur für das Vordergrundmotiv, aber nicht für den Hintergrund in Kauf genommen werden.

Oder nochmals anders ausgedrückt mit Bezug auf die Astrofotografie: Die hyperfokale Distanz definiert den Abstand, den Dein Vordergrundmotiv mindestens von der Kamera entfernt sein muss, um sowohl dieses Motiv als auch den Sternenhimmel scharf abzubilden.

Die hyperfokale Distanz wird dabei von mehreren Faktoren beeinflusst:

  • Je länger die Brennweite, desto größer ist die hyperfokale Distanz
  • Je größer (offener) die Blende, desto größer ist die hyperfokale Distanz
  • Je kleiner der Kamerasensor, desto kleiner ist die hyperfokale Distanz bei äquivalenter Brennweite (Beispiel: 24mm KB vs. 16mm APS-C mit Crop 1,5)

Vor allem Punkt zwei – die Blende – ist in der Astrofotografie ein ernstzunehmendes Thema bei der Berücksichtigung der hyperfokalen Entfernung: In der Regel werden nämlich weit geöffnete Blenden verwendet und die hyperfokale Entfernung steigt – trotz weitwinkliger Objektive mit niedriger Brennweite – stark an.

So beträgt die hyperfokale Entfernung beispielsweise mit dem 55mm Sony SEL55F18Z, mit dem die ersten beiden Aufnahmen entstanden, bei Blende f/2 satte 53m. Zum Vergleich: Bei Blende f/2.8 wären es immerhin noch 37,5m und bei f/8 schließlich „nur“ noch gute 13m.

Die hyperfokale Entfernung ist auch einer der Gründe, weshalb ich mit dem sehr lichtstarken und weitwinkligen SEL24F14GM nicht mit Offenblende fotografiere: Diese beträgt dann ganze 14m. Bei f/2 immerhin noch 10 und bei f/2.8 noch 7m.

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Es kann also auch in der Astrofotografie – von Abbildungsfehlern wie Koma und chromatischen Aberrationen einmal gänzlich abgesehen – sinnvoll sein, eine etwas kleinere Blende zu wählen und nicht immer mit Offenblende zu fotografieren.

Zudem sollte die verwendete Brennweite möglichst kurz sein, wenn Du planst, ein nahes Vordergrundmotiv ins Landschafts-Astrofoto zu integrieren.

Rechner: Hyperfokale Distanz auf Knopfdruck

Sollte das bis hierhin für Dich etwas verwirrend klingen, kommt jetzt die gute Nachricht: Zum Glück gibt es auch die Möglichkeit, die hyperfokale Distanz schnell und pragmatisch zu berechnen.

Hierzu musst Du in der nachfolgenden Tabelle nur Dein Sensorformat sowie die gewünschte Brennweite und Blende eintragen und kannst direkt mit der Berechnung starten:

Sensortyp (optional)
Sensorbreite (mm)
Sensorhöhe (mm)
Blende


Brennweite (mm)


Bitte nimm oben die Eingaben vor, um die optimale Belichtungszeit zu berechnen!

Neben der hyperfokalen Distanz ist übrigens auch die Bestimmung der idealen Belichtungszeit wichtig, um Sternenspuren zu vermeiden. Wirf hierzu gerne einen Blick auf den NPF-Rechner!

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Fazit

Das war die nicht-wissenschaftliche Kurzfassung zur hyperfokalen Entfernung.

Wie Du siehst, ist diese für das Gelingen Deiner Astrofotos mitunter von entscheidender Wichtigkeit.


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