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Crashkurs: Sternenhimmel fotografieren

Zuletzt aktualisiert am 03.01.2023 von Hendrik


Der Sternenhimmel ist faszinierend. Je länger man nachts den Blick gen Firmament richtet, desto mehr Details lassen sich erkennen (eine geringe Lichtverschmutzung vorausgesetzt).

Wäre es nicht klasse, diesen Blick auf einem Foto festhalten zu können?

Wie das geht, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und welche Kameraeinstellungen für die Fotografie des Sternenhimmels optimal sind, erfährst Du auf dieser Seite.

Sternenhimmel während der astronomischen Dämmerung im Juli.
Sternenhimmel während der astronomischen Dämmerung im Juli.

Sterne fotografieren: Kamera & Zubehör

Die Anforderungen an KameraBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] und Zubehör unterscheiden sich nicht wesentlich von denen zur Fotografie der Milchstraße, sodass ich nachfolgend nur auf die wesentlichen Punkte eingehe.

Ausführliche und weiterführende Infos findest Du auch im Beitrag Astrofotografie & Milchstraße: Kamera-Setup

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Kamera: Sensorgröße und Bildqualität

Um Sterne zu fotografieren, benötigst Du eine Kamera, die bei Langzeitbelichtungen im Dunkeln möglichst geringes Bildrauschen generiert.

Wie bei der Fotografie der Milchstraße sollte der Bildsensor mindestens eine Größe von 1″ aufweisen, besser APS-C, noch besser Vollformat.

Als kleinste „Einstiegskamera“ eignet sich bspw. die Sony RX100 mit ihrem 1″ großen Sensor, die sich großer Beliebtheit und einer weiten Verbreitung erfreut.

Ich hatte mit der RX100Bei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] meine ersten Berührungspunkte mit der Astrofotografie, bin jedoch mittlerweile auf die Sony Alpha 6400 mit APS-C-Sensor gewechselt. Diese bildet für mich den besten Kompromiss aus Preis, Anwendungsgebiet und Bildqualität.

Warum spielt aber nun die Sensorgröße eine so wichtige Rolle für die Bildqualität?

Je größer die einzelnen Pixel eines Bildsensors sind, desto besser ist in der Regel das Rauschverhalten, da diese mehr LichtBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] einfangen können.

Das impliziert wiederum zwei Tatsachen:

  • Vollformat-Sensoren gelten deshalb hinsichtlich Rauschverhalten als überlegen, weil deren Grundfläche deutlich größer als bspw. die eines APS-C-Sensors ist, die Anzahl der Pixel jedoch häufig vergleichbar ist. Die Pixeldichte ist schlichtweg geringer als bei kleineren Sensoren. Eine niederigere Pixeldichte impliziert wiederum, dass die einzelnen Pixel größer sind.
  • Ein großer Bildsensor mit einer sehr hohen Pixeldichte ist nicht zwingend rauschärmer als ein kleinerer (und technologisch gleichwertiger) Sensor mit einer in Relation zu seiner Größe geringeren Pixeldichte.

Theoretisch zählt also nicht die Sensorgröße, sondern die Pixelgröße.

Beispiel: Eine Sony Alpha 7 III hat 24 Megapixel und einen Vollformat-Sensor. Meine Sony Alpha 6400Bei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] verfügt ebenfalls über 24 Megapixel, die jedoch auf einem APS-C-Sensor Platz finden müssen.

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Die Grundfläche eines Vollformatsensors ist aber etwa 2,5mal so groß, wie die eines APS-C-Sensors. Theoretisch sind also die Pixel auf dem Vollformatsensor ebenfalls um diesen Faktor größer und es rauscht entsprechend weniger bei hohen ISO-Werten.

Das ist auch der Grund, weshalb eine große Pixeldichte bzw. eine hohe Pixelanzahl nicht zwingend zu besseren Fotos führt: Die Pixeldichte steigt und mit ihr das Bildrauschen.

Ein hervorragendes Negativbeispiel sind moderne Smartphones mit ihren hochgezüchteten Bildsensoren:

Auf dem Pixel 6 mit seinem 50 Megapixel Bildsensor sind die Pixel 1,2 μm groß, auf einer Sony Alpha 7 IIIBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] dagegen 5,9μm. – Bei der Hälfte der Auflösung. Heißt: Theoretisch sind die einzelnen Pixel der A7 III ca. 10mal größer. 😎

Kamera: Manuelle Einstellungsmöglichkeiten

Deine Kamera sollte über manuelle Einstellungsmöglichkeiten für Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert und Fokus verfügen. Mit Automatikprogrammen wirst Du ziemlich sicher nicht zum gewünschten Ergebnis kommen.

Für weitere Infos empfehle ich den Beitrag Zusammenhang von Blende, ISO-Empfindlichkeit und Belichtungszeit.

Objektiv

Je lichtstärker ein Objektiv, desto besser ist es für die Astro- bzw. Sternenfotografie geeignet.

Die Lichtstärke eines Objektivs definiert sich über die maximale Blendenöffnung. Diese sollte mindestens f/2.8 betragen oder noch größer sein.

Mit kleineren Blendenöffnungen lässt sich in der Dunkelheit nicht genügend Licht einfangen und es gehen zu viele Details im Sternenhimmel verloren.

Zubehör: Stativ

Kurze Antwort: Ohne StativBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] geht’s nicht.

Lange Belichtungszeiten erfordern unbedingt, dass die Kamera während der Aufnahme fixiert wird. Anderenfalls werden die Aufnahmen unscharf.

Kameraeinstellungen

Nicht nur die Anforderungen an die Kamera, auch deren Einstellungen sind beinahe identisch zu denen bei der Fotografie der Milchstraße:

  • Belichtungszeit: Die Belichtungszeit bewegt sich in der Regel zwischen 10 und 20 Sekunden, ist aber abhängig von der Brennweite. Je kürzer die Brennweite, desto länger die maximal mögliche Belichtungszeit. Doch vorsicht: Ist die Belichtungszeit zu lang, werden die Sterne nicht mehr punkt- sondern strichförmig abgebildet. Einen groben Anhaltspunkt zur maximalen Belichtungszeit in Abhängigkeit der Brennweite bietet die 500er Regel.
  • Blende: Das ObjektivBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] sollte, wie oben bereits beschreiben, eine Blendenöffnung von mindestens f/2.8 aufweisen. Die Brennweite sollte darüber hinaus weniger als 24mm (Kleinbild-Äquivalent) betragen.
  • ISO-Wert: Je niedriger der ISO-Wert, desto geringer wird das Bildrauschen sein. Stelle daher immer zunächst Belichtungszeit und Blende ein. Erst als letzter Parameter folgt die ISO-Empfindlichkeit. Der Wert bewegt sich in der Regel zwischen 1600 und 3200.
  • Bildstabilisator: Da vom StativBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] fotografiert wird, verschlimmert ein integrierter Bildstabilisator die Bildqualität im schlimmsten Fall. Schaalte den Bildstabilisator daher aus.
  • Auslöseverzögerung: Um die Aufnahme durch das Drücken des Auslösers an der Kamera nicht zu verwackeln, sollte mit einer Auslöseverzögerung von 2 oder 5sec gearbeitet werden. Alternativ dazu kann auch mit einem Fernauslöser gearbeitet werden.
  • RAW-Format statt JPG: Das RAW-Format enthält viel mehr Bildinformationen und ist nicht komprimiert. Das ist insbesondere in der Dunkelheit von Nutzen, da es dann auf jedes Quäntchen an Details ankommt.
  • Weißabgleich: Der Weißabgleich wird idealerweise auf einen fixen Wert gestellt. Bewährt haben sich für mich 3900K. Die Temperatur entspricht in etwa Tageslicht. Dadurch sind die zahlreichen Aufnahmen besser untereinander vergleichbar und Fehler werden schneller erkannt. Die Farbtemperatur kann im Nachhinein im Zuge der Bidlentwicklung jederzeit korrgiert werden, sofern im RAW-Format fotografiert wurde.

Detaillierte Informationen findest Du auch im Beitrag Astrofotografie & Milchstraße: Optimale Kameraeinstellungen.

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Tipps

Abschließend noch einige Tipps und Tricks, um optimale Aufnahmen des Sternenhimmels zu machen.

Motivwahl

Fotografiere nicht einfach nur in den Himmel, sondern mache Dir Gedanken über die Bildkomposition.

Eine Aufnahme lebt vom Vordergrund. Versuche daher, Deine Aufnahme zu mindestens 1/3 mit Vordergrundelementen zu füllen.

Praktisch: Im Dunkeln werden sogar Vordergrundobjekte interessant, die Du bei Tageslicht überhaupt nicht auf dem Schirm hättest.

Ich habe z.B. ein Faible, im Vordergrund häufig einen Weg zu platzieren. Idealerweise wird der Blick des Betrachters dann vom Vordergrund in den Sternenhimmel gelenkt:

Ein eigentlich langweiliger Vordergrund kann sich bei Nachtaufnahmen wunderbar ins Gesamtbild integrieren lassen.
Ein eigentlich langweiliger Vordergrund kann sich bei Nachtaufnahmen wunderbar ins Gesamtbild integrieren lassen.

Wetter

Natürlich darf es nicht bedeckt sein, da sonst keine Sterne zu sehen sind.

Ein paar Wolken können das Bild jedoch aufwerten und ebenfalls interessanter wirken lassen:

Wolken machen Aufnahmen des Sternenhimmels oft interessanter und verleihen das gewisse Extra.
Wolken machen Aufnahmen des Sternenhimmels oft interessanter und verleihen das gewisse Extra.
Milchstraße im April über dem Schwarzwald. Aufgenommen mit Sony Alpha 6400 und Samyang 12mm f/2.
Milchstraße im April. Ohne die Wolkenschleier fände ich diese Aufnahme bei weitem nicht so gut.

Mondphase

Wenn der Mond hell scheint, während Du versuchst, Sterne zu fotografieren, wird sein Licht bzw. seine Lichtverschmutzung den Kontrast mindern.

Details gehen verloren und der Himmel wirkt dann blass.


Samyang AF 12mm f/2

Samyang AF 12mm f/2*

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Achte daher darauf, dass entweder der Mond nicht scheint oder dass Neumond ist.

Einen Anhaltspunkt dazu erhältst Du unter anderem auf meiner Seite zu den aktuellen Sichtbarkeitsbedingungen der Milchstraße.

Bildrauschen reduzieren mit Stacking

Bildrauschen ist mit das größte Problem in der AstrofotografieBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link]: Je kleiner der Kamerasensor, je kleiner die Maximalblende, desto länger müssen Belichtungszeit und desto höher der ISO-Wert sein.

Glücklicherweise bietet Stacking eine hervorragende Lösung für dieses Problem. Dazu werden einfach mehrere Aufnahmen des gleichen Motivs gemacht und diese dann am heimischen PC via Software übereinandergelegt. Die Software ermittelt dann den Mittelwert oder Median (abhängig von der verwendeten Methode) und gleicht so das zufällige Bildrauschen aus.

Ich selbst verwende hierzu sehr gerne Sequator – ein kostenloses Tool für Windows.

Weiterführende Informationen zum umfangreichen Thema findest Du unter anderem auch in den Beiträgen Sequator: Stacking von Astrofotos der Milchstraße (2/4) und Sequator Crashkurs: Astro-Stacking lernen in 5min.

Fazit

Den Sternenhimmel hört sich schwieriger an, als es in der Praxis ist. Wenn Du die obigen Tipps zur Ausrüstung und den optimalen Kameraeinstellungen berücksichtigst, steht tollen, nächtlichen Landschaftsaufnahmen nichts mehr im Wege.

Da die Voraussetzungen und Einstellungen weitestgehend identisch zu denen bei der FotografieBei Amazon shoppen? Hier entlang...[Was ist das?Affiliate-Link] der Milchstraße sind, stellt der Sternenhimmel quasi die Vorstufe dazu dar.

Die Milchstraße abzulichten – und vor allem zu entwickeln – ist nochmals einige Stufen komplexer. Sofern Du hieran ebenfalls interessiert bist, wirf doch mal einen Blick auf meine umfangreiche Themensammlung auf der Seite Astrofotografie Einstieg & Basiswissen: Planung, Fotografie, Entwicklung.


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