Jedes Jahr zur gleichen Zeit ist es so weit: Die Perseiden geben für einige Tage ihr Stelldichein. Am sommerlichen Nachthimmel sind dann mehrere Dutzend Sternschnuppen pro Stunde zu sehen und zu fotografieren.
Wann die optimale Zeit ist, wie Du die Sternschnuppen am besten fotografierst und die Fotos später optimal entwickelst, erfährst Du hier auf dieser Seite.
Zugegeben: Besonders erfolgreich habe ich den alljährlichen Meteorschauer noch nicht fotografiert. Das liegt jedoch unter anderem an der Tatsache, dass ich in den fraglichen Nächten vor allem unterwegs war und Bilder der Milchstraße machen wollte. Die Perseiden waren dann quasi der Beifang. 😉
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Mit bloßem Auge konnte ich während der Aufnahmephase etliche Sternschnuppen sehen – aufs Bild habe ich sie leider nur vereinzelt bekommen. 🙁
Heißt aber nicht, dass es ein Ding der Unmöglichkeit sein muss, Sternschnuppen zu fotografieren und zu entwickeln. Denn prinzipiell ist das Vorgehen zur
und Entwicklung über große Strecken identisch zum Vorgehen bei der Milchstraße.Inhalt:
Was sind überhaupt die Perseiden?
Die Perseiden sind ein Meteorstrom des Kometen 109P/Swift-Tuttle.
Kleinste Partikel bzw. Teilchen von weniger als 1mm Größe treffen jedes Jahr zur gleichen Zeit mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 70km/sec auf die Erdatmosphäre und verglühen dort binnen kürzester Zeit als helle Lichtstreifen bzw. Sternschnuppen am Himmel.
Viel mehr und genauere Details findest Du dazu auf Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Perseiden.
Wann am besten sehen / fotografieren?
Da die Erde die Bahn des o.g. Kometen jährlich zur gleichen Zeit passiert, treten die Perseiden immer im gleichen Zeitraum auf.
Die Sternschnuppenpracht ist vom 17. Juli bis zum 24. August am Nachthimmel zu bewundern.
Der Höhepunkt wird am 12. August erreicht. Dann sind nachts je Stunde mehrere Dutzend Sternschnuppen am Himmel zu beobachten.
Wo finden sich die Perseiden am Himmel?
Als Tipp hierzu habe ich einmal gelesen, dass man Richtung Nordosten fotografieren sollte, um möglichst viele der kleinen Sternschnuppen einzufangen.
Meiner Erfahrung nach spielt die Ausrichtung der
jedoch keine allzu große Rolle. In der fraglichen Zeit sah ich die Sternschnuppen auch im Süden – also genau in der Himmelsrichtung, in der sich die Milchstraße befindet.Was ist also besser, als die Perseiden mit der Fotografie der Milchstraße zu kombinieren? So schlägst Du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. 😉
Lichtverschmutzung
Für optimale Sichtbedingungen ist es wichtig, dass es rund um Deinen Beobachtungsstandort und vor allem in „Fotografierichtung“ keine Lichtverschmutzung durch umliegende Gemeinden oder Städte gibt.
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Ebenfalls wichtig ist, dass der Mond entweder nicht am Himmel steht oder aber Neumond ist. Ansonsten ist der Schein des Erdtrabanten so hell, dass die meisten der kleinen, verglühenden Staubkörnchen von seinem
überlagert werden und nicht sichtbar sind.Prinzipiell gelten also die gleichen Voraussetzungen, die auch bei der Fotografie der Milchstraße. Als Hilfe kannst Du Dich zu gegebener Zeit auch den Informationen meiner Seite Milchstraße Oktober / November 2024: Fotografieren & sehen bedienen.
Technik: Ausrüstung und Kameraeinstellungen
Wie bereits zuvor angedeutet, lassen sich die Perseiden beinahe genauso fotografieren, wie die Milchstraße.
Equipment
Du benötigst folgende Mindestausstattung:
- Stativ: Wegen der Langzeitbelichtungen in der Dunkelheit ist ein Pflicht. Anderenfalls werden Deine Aufnahmen mit Sicherheit unscharf.
- Kamera: Mindestens 1″-Sensor und manuelle Bedienmöglichkeit.
- Sensor: Kamera mit mindestens einem 1″ großen Bildsensor; besser APS-C oder Vollformat. Je größer der Sensor, desto geringer fällt später das Bildrauschen aus.
- Manueller Modus: Deine Kamera muss über einen manuellen Modus verfügen, da Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit selbst eingestellt werden und keines der Automatikprogramme verwendet wird.
- Objektiv: Mindestens f/2.8 und höchstens 24mm (Kleinbild-Äquivalent).
- Lichtstärke: Das sollte möglichst lichtstark sein. Mindestens Blende f/2.8 ist Grundvoraussetzung für gelungene Sternschnuppenaufnahmen.
- Brennweite: Die Brennweite sollte möglichst kurz bzw. weitwinklig sein. Je größer der Sichtbereich, der vom Objektiv abgedeckt wird, desto höher ist später auch die Wahrscheinlichkeit, Sternschnuppen aufs „Bild zu kriegen“.
- Brennweite und Belichtungszeit: Kurze Brennweiten ermöglichen nach der 500er Regel längere Belichtungszeiten. Brauchbar sind alle Brennweiten kleiner gleich 24mm (Kleinbild-Äquivalent).
- Stirnlampe: Eine sollte im Gepäck nicht fehlen, da Du im Dunkeln mit Deiner Kamera hantieren musst. Idealerweise sollte die Stirnlampe Rotlicht haben. Das hat den Vorteil, dass Du im Dunkeln nicht Deine Nachtsichtfähigkeit verlierst. Ansonsten benötigen Deine Augen bis zu 30 Minuten, bis sie sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt haben.
Mehr Details zur Ausstattung und Ausrüstung findest Du auch auf der Seite Astrofotografie: Benötigte Ausrüstung des Tutorials Astrofotografie und Milchstraße von A – Z: Tutorial zur Fotografie und Entwicklung mit darktable, GIMP und Sequator.
Kamerasetup
Nachdem die Anforderungen an die Kamera und die nötige Ausrüstungen oben geklärt wurden, geht es jetzt weiter mit den optimalen Kameraeinstellungen:
- Belichtungszeit: Die Belichtungszeit hängt ab von der Brennweite. Ist sie zu lang, werden Sterne zu Strichen (500er Regel). Konzentriere Dich nicht nur auf die Sternschnuppen, sondern achte auf die Bildkomposition. Hierzu zählt auch der Sternenhimmel.
- Blende: Die Blende sollte mindestens f/2.8 betragen. Verfügt Dein Objektiv sogar über eine größere Blende, dann solltest Du etwas abblenden, um Vignettierung und Verzerrungen im Randbereich entgegenzuwirken. Mit meinem Samyang 12mm f/2 blende ich bspw. generell um eine ganze Blendenstufe auf f/2.8 ab und erziele damit tolle Ergebnisse.
- ISO-Empfindlichkeit: Erst nach Belichtungszeit und Blende solltest Du die ISO-Empfindlichkeit einstellen. Da höhere ISO-Werte wegen der Signalverstärkung höheres Bildrauschen implizieren, sollte der Wert natürlich so niedrig wie möglich gewählt werden. Maximiere daher zuerst Belichtungszeit und Blende. Typische ISO-Werte bewegen sich bei der zwischen 1600 bis 6400.
- Bildstabilisator: Da Du vom Stativ fotografierst, benötigst Du keinen Bildstabilisator. Dieser verschlechtert in dieser Kombination sogar die Bildqualität im schlimmsten Fall. Daher: Bildstabilisator aus!
- Manuell Fokussieren: Verlasse Dich nicht auf den Autofokus Deiner Kamera. Dieser funktioniert in der Dunkelheit nicht richtig. Im Worst Case fokussiert er auf jedem Bild ein anderes Objekt. Schalte daher Deine Kamera um auf manuelle Fokussierung. Stelle dann auf einen hellen Stern am Himmel scharf. Verwende bei Bedarf bspw. die Bildschirmlupe (u.a. bei Sony-Kameras).
Auch zu den idealen Kameraeinstellungen gibt es weiterführende Beiträge auf meinem Blog. Wirf bspw. einmal einen Blick auf die Seite Astrofotografie & Milchstraße: Optimale Kameraeinstellungen!
Serienaufnahme: Viel hilft viel!
Nun da die Voraussetzungen und Kameraeinstellungen geklärt sind, folgt noch der wichtigste Tipp:
Mache so viele Aufnahmen wie möglich!
Je mehr Aufnahmen, desto höher wird später die Wahrscheinlichkeit sein, dass sich die ein oder andere Sternschnuppe auf die Speicherkarte Deiner Kamera verirrt. 😉
Software: Entwicklung der Aufnahmen
Wie die Kameraeinstellungen ist auch die Entwicklung von Aufnahmen der Perseiden weitestgehend identisch zur Entwicklung von Astrofotos der Milchstraße.
Diese umfasst zunächst folgende grundlegende Schritte des Tutorials Astrofotografie und Milchstraße von A – Z: Tutorial zur Fotografie und Entwicklung mit darktable, GIMP und Sequator:
- Vorbereitung der Aufnahmen für das Stacking: Entfernung chromatischer Aberrationen und toter Pixel in darktable.
- Stacking mit Sequator: Durch das Stacking bzw. Übereinanderlegen Deiner Aufnahmen kann das Bildrauschen stark reduziert und so natürlich die Bildqualität erheblich gesteigert werden.
- Entwicklung in darktable: Das ist der eigentliche Entwicklungsschritt. Hier dreht sich alles um die korrekte Belichtung und die Kontrasterhöhung im Sternenhimmel.
- Feinschliff in GIMP: Abschließend werden in GIMP nochmals der Kontrast und die Sättigung angepasst.
Im Unterschied zum normalen Workflow werden jedoch durch das Stacking (sofern mehrere Aufnahmen gemacht wurden, siehe oben) die Sternschnuppen aus dem Bild herausgerechnet und sind auf dem finalen, gestackten Foto nicht mehr zu sehen.
Das Einfügen der Sternschnuppen ist jedoch ganz einfach:
Hierzu werden im vierten Schritt (Feinschliff in
) zusätzlich zum gestackten Foto alle Aufnahmen als zusätzliche Ebenen importiert, auf denen Sternschnuppen zu sehen sind.Du kannst nun diese Sternschnuppen bspw. mit dem Lasso-Werkzeug in GIMP ausschneiden und in das gestackte Bild einfügen. Wie Du das letztendlich löst, bleibt Dir überlassen. Bekanntlich führen mehrere Wege nach Rom.
Fazit
Sternschnuppen zu fotografieren ist technisch nicht schwierig. Das gesamte Procedere ist weitestgehend identisch zur Fotografie der Milchstraße.
Sternschnuppen jedoch überhaupt aufs Bild zu bekommen, erfordert viel Geduld. Mit einer Aufnahme ist es nicht getan. Je mehr Fotos, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich wenigstens auf einigen davon die seltenen Himmelskörper finden.
Die Entwicklung der Aufnahmen ähnelt dann jedoch wiederum dem Standardprozess, den ich auch bei der Bearbeitung meiner Milchstraßenfotos verfolge.
Konntest Du schon Sternschnuppen fotografieren? Wie sah Dein Entwicklungsprozess aus? Lass‘ es mich wissen, hinterlasse einen Kommentar!
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Weiterführende Themen:
Hallo, ich habe schon oft Sternschnuppen fotografiert, ich freu mich immer darauf, wenn es wieder einen Sternschnuppenregen gibt. Die besten Bilder sind mir immer im April mit dem Lyriden gelungen. Ich hab dann manchmal aus den Serien von Bildern so kleine Zeitrafferfilmchen gemacht, einige sind mir sogar gelungen, wie ich finde. Ich bezeichne mich trotzdem als Anfänger und finde solche Seiten wie die Deine immer cool, da kann man es dann lernen und es macht richtig Spass.
Weiter so Gruß Mike, aus Sachsen
Hallo Mike,
danke für Deine positiven Worte zu meinem Blog! 🙂
Bei den Lyriden hat in den letzten Jahren hier entweder immer das Wetter oder meine Motivation nicht gepasst, daher habe ich mit diesem Meteorstrom leider keine Erfahrung. Aber danke für den Tipp, ggf. werde ich das mal im kommenden Jahr angehen.
Derzeit hoffe ich noch, dass ich ein paar brauchbare Aufnahmen der Perseiden zustande bringe. Meine Kamera habe ich gerade ausgesetzt und lasse sie über Nacht im Intervallmodus laufen. Mal sehen… 😉
Viele Grüße
Hendrik