Hier geht es um Besonderheiten der Sony Alpha 6400 bzw. der 6000er Serie im Hinblick auf Astrofotografie. Welche Einstellungen sind optimal? Wie schlägt sich die Kamera? Was gilt es zu beachten?
Gestartet bin ich mit der Astrofotografie mit meiner Sony RX100IV. Die Ergebnisse, die ich mit dem kleinen Alleskönner im vergangenen Sommer erzielte, waren für mich schon beeindruckend.
Nichtsdestotrotz bin ich mittlerweile Besitzer der
, die ich jedoch nicht primär für Astrofotografie, sondern wegen ihres wirklich sensationellen und zurecht viel gelobten Autofokus gekauft habe. Netter Nebeneffekt ist selbstverständlich, dass man mit ihr dank des größeren APS-C-Sensors bessere Resultate bei schwachen Lichtverhältnissen und speziell bei der Fotografie der Milchstraße erzielt, als dies mit der RX100 und ihrem 1″ großen Sensor möglich war. Immerhin ist allein die Sensor-Oberfläche mehr als dreimal so groß.Die ideale Einstiegslinse in die Landschafts-Astrofotografie: Samyang Pro 12mm f/2* |
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Meine Astroaufnahmen mache ich wahlweise mit den Objektiven Sony SEL-35F18 und dem Samyang 12mm f/2.0. Letzteres ist für diesen Einsatzzweck prädestiniert und zu 90% im Einsatz.
Da die Menüs in der RX100 und der
nahezu identisch sind, musste ich mich bei den Einstellungen für Nachtaufnahmen auch nicht umstellen.Übrigens wirst Du die nachfolgende Beschreibung, mit Ausnahme der Intervallaufnahmefunktion, auf alle Kameras der 6000er-Serie übertragen können (Sony Alpha 6000 / 6100 / 6300 / 6400 / 6500 / 6600).
Noch eine kleine Bitte vorab: Solltest Du Fragen oder Verständnisprobleme zum Inhalt des Artikels haben, dann hinterlasse gerne einen Kommentar! Ich bin auf Feedback angewiesen und freue mich über Rückmeldungen, um meinen Blog stetig zu verbessern.
Inhalt:
Besonderheiten der Alpha 6400:
Im Folgenden gehe ich auf die Besonderheiten der Alpha 6400 für die Astrofotografie ein:
Allgemeine Kameraeinstellungen
Diese Settings solltest Du an der Alpha 6400 vornehmen:
- Programm M oder MR auswählen, damit Du Blende und Belichtungszeit manuell wählen kannst.
- Umschaltung auf manuellen Fokus (Taste AF/MF)
- Die ISO-Einstellung sollte wie üblich in Abhängigkeit von der Lichtverschmutzung zwischen 1600 und 6400 gewählt werden
- Steadyshot (d.h. die Bildstabilisierung des ) ausschalten
- Langzeit-Rauschminderung deaktivieren, um beim Fotografieren Zeit zu sparen
- Objektiv mit Brennweite < 50mm (Vollformat) und mit mindestens Blende f/2.8
Grundsätzlich gelten die auf der Seite Kamera-Setup im Tutorial Milchstrasse fotografieren und entwickeln mit darktable, GIMP und Sequator beschriebenen Einstellungen natürlich auch für die Alpha 6400.
Fokussierung mit der Lupenfunktion
Insbesondere bei der spiegellosen Alpha 6400 ist die Fokussierung in der Dunkelheit nicht ohne Hilfsmittel möglich. Nachdem Du die Stern am Himmel (Tipp: Durch Berühren und Bewegen des Fingers auf dem Display kannst Du den Bildauschnitt der Lupe verschieben).
mit der Taste AF/MF auf manuelle Fokussierung umgeschaltet hast, startest Du durch doppeltes Antippen des Displays die Bildschirmlupe, die Du zum Scharfstellen auf Dein Vordergrundmotiv oder auf einen hellenSuche Dir entweder einen passenden Ausschnitt Deines Vordergrundmotivs oder stelle auf einen hellen Stern am Himmel scharf. Sofern das Vordergrundmotiv nicht erkennbar ist, kannst Du auch über die Verwendung einer Taschenlampe nachdenken. – Aber Vorsicht: Dadurch verlierst Du möglicherweise temporär Deine Nachtsicht!
Prüfe die korrekte Fokussierung lieber doppelt, da nichts ärgerlicher ist, als zuhause am PC festzustellen, dass alle Bilder für die Tonne sind.
Prüfe die Fokussierung erneut, falls Du die Kamera aus- und wieder eingeschaltet oder das Programm gewechselt hast.
Viele Gelegenheiten zur
der Milchstraße bieten sich über das Jahr nicht und nichts ist ärgerlicher, als durch einen solchen Leichtsinnsfehler diese raren Aufnahmen zu verhunzen. Leider ist mir das ebenfalls schon mehrfach passiert. Daher spreche ich aus Erfahrung, wenn ich sage bzw. schreibe: Nichts ist wichtiger als üben, üben, üben.Killerfeature für Astrofotos: Die Intervallaufnahmefunktion
Super Feature mit großem Effekt, sofern Du mit Stacking arbeiten möchtest: Der Intervallaufnahmemodus erlaubt Dir mit der Alpha 6400 Serienaufnahmen mit voreinstellbaren Parametern zu machen. – Genau das Feature, das ich bei meiner bisher schmerzlich vermisste. Dort musste ich mir mit mit dem 5fach-Bildfolgemodus behelfen, was dazu führte, dass ich schnell den Überblick über die Anzahl der Aufnahmen verlor.
Nicht so beim Intervallmodus. Einmal eingestellt und den Auslöser gedrückt, braucht man sich um nichts mehr kümmern:
Hier eine kurze Erläuterung zu den Einstellungen:
- Intervallaufnahme: Standardmäßig ist diese natürlich deaktiviert. Nachdem Du die Einstellungen angepasst hast und diesen Parameter auf „Ein“ stellst, musst Du nur noch das Menü verlassen und den Auslöser drücken. Den Rest erledigt die Kamera.
- Aufnahmestartzeit: Das ist quasi die Auslöseverzögerung, d.h. die Zeitspanne zwischen Drücken des Auslösers und Beginn der Aufnahmereihe.
- Aufnahmeintervall: Legt fest, alle wieviel Sekunden ein Bild gemacht wird. Idealerweise sollte der Wert natürlich dem Wert der von Dir eingestellten Verschlusszeit entsprechen. Ich gebe zur Vermeidung von Problemen (ich hatte bisher keine, habe mir das aber so angewöhnt) zusätzlich immer noch eine Sekunde obendrauf. Beispiel: Die Verschlusszeit beträgt 15sec, das Aufnahmeintervall wird auf 16sec gestellt.
- Anzahl der Aufnahmen: Der Parameter bedarf vermutlich keiner extra Erklärung.
- AE-Verf.empfindl.: Eine kryptische Abkürzung für die Empfindlichkeit der Belichtungs-Nachführautomatik bei Helligkeitsänderungen. Im Falle von kann der Parameter getrost vernachlässigt werden, da es (hoffentlich) keine ungeplanten Änderungen der Umgebungshelligkeit gibt.
Unter den genannten Einstellungen wird praktischerweise noch die Gesamtaufnahmedauer angezeigt.
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Die Einstellungen auf Seite 2 brauchst Du nicht zu verstellen bzw. ich habe diese noch nie verändert. Dort können noch die Parameter für geräuschlose Aufnahmen (Standard: Aktiv) angepasst sowie die Aufnahmeintervall-Priorität festgelegt werden. Letztere definiert genau den oben erwähnten Fall, wenn die Verschlusszeit länger als das eingestellte Intervall ist.
Programmspeicher verwenden
Alle Sony-Kameras, inklusive der Alpha 6400, bieten die Möglichkeit, Einstellungen im Speicher abzulegen und bei Bedarf wieder aufzurufen. Das spart Zeit und reduziert Fehler:
Programmspeicher abrufen
Im Programmmodus MR kann man gleich zu Beginn einen vorbelegten Speicherplatz auswählen, dessen Einstellungen dann geladen werden. Alternativ geht das natürlich über die bekannterweise ziemlich verwinkelten Sony-Menüs – in diesem Fall über die Seite „1-4/14“ und den Punkt „Abruf“.
Ich habe mir bspw. auf den Speicherplatz #3 die Einstellungen für Astrofotografie gelegt (Steadyshot aus, ISO, Blende, Belichtungszeit, Weißabgleich) und auf #1 die Einstellungen für den „Normalbetrieb“. So kann ich schnell hin- und herschalten und bin sicher, dass alle wesentlichen Einstellungen im grünen Bereich sind und ich nichts Wesentliches vergessen habe.
Einstellungen speichern
Einstellungen speicherst Du ganz einfach:
- Nimm alle Deine Settings bspw. im Modus M vor
- Öffne im Menü die Seite „1-4/14“
- Öffne den Menüpunkt „Speicher“
- Wähle oben den gewünschten Speicherplatz aus (1, 2, 3, M1, M2, M3, M4)
- Drücke die OK-Taste (Mittlere Taste des Drehrads)
Fertig. Die eben gespeicherten Einstellungen können nun, wie weiter oben beschrieben, abgerufen werden.
Helle Überwachung
Ein weiteres nützliches Feature der A6400 nennt sich „helle Überwachung“. Bei Aktivierung hellt die Kamera die Vorschau auf dem Display auf, indem das Sucherbild länger als sonst üblich belichtet wird. Das wird bei vollständiger Dunkelheit nicht viel nützen, aber bei Restlicht ist der Modus ausreichend, um Motive oder wenigstens Umrisse im Vordergrund besser erkennen und so die Bildkomposition vornehmen zu können.
Das Feature findet sich allerdings in keinem Menü und muss via Tastenbelegung einer der Funktionstasten zugeordnet werden. Ich habe die Funktion beispielsweise auf die Mülleimer-Taste gelegt.
Shortcuts: ISO-Wert und Bildmodus
Mit dem o.g. Speicherabruf sind die wesentlichen Einstellungen bereits gemacht. Was neben Belichtungszeit und Blende noch zusätzlich nachjustiert werden muss, sind der ISO-Wert und Bildmodus (bspw. der 2sec-Selbstauslöser).
Ersterer kann über Drücken der rechten Taste des Sony-üblichen Drehrads erreichbar, der Bildmodus kann praktischerweise durch die linke Taste des Rads erreicht werden.
Idealerweise solltest Du Dir die Position der wichtigsten Tasten ohnehin vorab gut einprägen, da es im Dunkeln ohne
verständlicherweise schwer ist, die richtigen Tasten zu treffen und Du auch nicht durch Verwendung einer zusätzlichen Lichtquelle Deine Nachtsicht temporär einbüßen möchtest.Die ideale Einstiegslinse in die Landschafts-Astrofotografie: Samyang Pro 12mm f/2* |
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L-Bracket
Wie bereits an anderer Stelle in meinem Blog geschrieben, kann ich die Verwendung eines L-Brackets oder L-Winkels nur wärmstens empfehlen. Das Bracket erlaubt insbesondere, die Kamera auch hochkant in der Arca-Swiss-kompatiblen Stativaufnahme zu fixieren. So sparst Du Dir die aufwendige Positionierung über den Kugelkopf.
Fazit
Die Alpha 6400 ist eine klasse Kamera – nicht nur wegen ihres schnellen Autofokus, sondern auch wegen den Möglichkeiten, die sie im Rahmen der Astro- und Lowlight-Fotografie bietet. Vor allem die Intervallaufnahmefunktion ist meiner Meinung nach Gold wert. Die Kamera ist ein tolles Upgrade im Vgl. zu meiner
. Insbesondere beim Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten spielt sie in einer anderen Liga.Leider habe ich die Kamera recht spät im letzten Jahr gekauft, sodass ich noch nicht allzu viele Fotos der Milchstraße aufnehmen konnte. Die wenigen jedoch haben mich bereits überzeugt:
Ich bin gespannt und warte auf die anstehende Milky Way Season.
Update, 04.06.2021: Mittlerweile konnte ich mit der Kamera zahlreiche Erfahrungen bei der Fotografie der Februar-, März-, April-, und Mai-Milchstraße sammeln. Die Ergebnisse stellen das obige Beispiel absolut in den Schatten. Tatsächlich wird das oben in keiner Hinsicht den Fähigkeiten der Alpha 6400 gerecht:
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Optimale Kameraeinstellungen zur Astrofotografie
- Tutorial: Sternenhimmel fotografieren
Hi,
noch ein Hinweis: die Beschriftung des ersten Bildes dürfte nicht stimmen (oder das Bild).
Es handelt sich im Bild nicht um ein SEL35F18 sondern um das Samyang 12mm.
😉
Gruß,Wilfried
Hi Wilfried,
vielen Dank für den Hinweis – ist bereits korrigiert! 😉
Viele Grüße
Hendrik
Hi,
klingt sehr interessant, was Du da schreibst.
Ich möchte mit der 6500 in die Astrofotografie einsteigen.
Gestern abend hab ich mit dem Walimex-Pro 12mm-F2 mal erste Nacht-Fotos probiert:
– Einzelfotos
– F2
– ISO-200
– 15 Sec.
– Weisabgleich 3800K
Das Rauschen ist erschreckend !!!!
Oder hat das was mit meiner Bildbearbeitung in „Capture-One“ zu tun?
Mhm ….
Vielleicht hast DU noch einen Tipp?
Danke und Gruß, Wilfried (aus Österreich/Ybbs-Persenbeug).
Hi Wilfried,
stimmt der genannte ISO-Wert „200“ wirklich? Wenn ja, dann würde ich annehmen, dass das Bild recht dunkel wurde und Du die Belichtung möglicherweise in der Nachbearbeitung stark nach oben korrigieren musstest. Das führt dann wiederum zu sehr starkem Bildrauschen.
Ich mache meine Aufnahmen mit Blende f/2.8 und ISO 3200 oder inzwischen sogar ISO 6400 (dann jedoch mit Stacking). Bei ISO 3200 ist das Bildrauschen mit APS-C-Sensor schon stark sichtbar, aber als erschreckend würde ich es nicht bezeichnen.
Wenn Du tatsächlich mit ISO 200 und f/2 fotografiert hast, müsstest Du die Belichtung um drei EV erhöhen, um die gleiche Helligkeit wie ich mit ISO 3200 und f/2.8 zu erhalten. Das würde erklären, warum das Bildrauschen so extrem ist.
Viele Grüße
Hendrik
Hi,
Danke für den Tipp.
ich mache in den nächsten Tagen mal eine ISO-Serie, damit ich das Thema genau analysieren kann.
Gruß, Wilfried
Zusatz: an der Hardware kann es, glaube ich, nicht liegen.
Eine Stunde später habe ich mit dem gleichen Objektiv ein sehr sauberes Foto gemacht, das allerdings mehr Licht in der Umgebung hatte .
-> siehe Insta-account #wilfried42x.
Wow wirklich tolle Bilder.
Werde heute Abend auch mal mein Glück probieren.
Vielen dank für das teilen deiner Erfahrungen.
Beste Grüße
Andreas
Hi Andreas,
vielen Dank – freut mich, wenn Dir die Bilder gefallen. Ich drücke Dir die Daumen, dass es heute Abend klappt! Leider ist momentan hier in der Region das Wetter nach wie vor so durchwachsen und alles andere als optimal zur Fotografie der Milchstraße bzw. der Perseiden. 🙁
Viele Grüße
Hendrik