Nachdem ich vor Kurzem zwei ganz interessante Mondaufnahmen mit meiner Sony Alpha 6400 und dem Sony SEL18105G F/4 machte (siehe Minimalistisch: Vollmond fotografiert bzw. Regenbogenmond), war mein Interesse endgültig geweckt und ich wollte unseren Erdtrabanten endlich einmal größer ablichten.
Zunächst spielte ich mit dem Gedanken, mir leihweise ein Teleobjektiv zu besorgen und damit mein Glück zu versuchen. – Bis ich auf eine Empfehlung zum kostengünstigen Beroflex 500mm F8 im Internet stieß. Angeblich seien die Resultate gar nicht mal so schlecht und für einen Gebrauchtpreis von weniger als 100 EUR wäre das allemal einen Versuch wert.
Da ich in Sachen Kaufentscheidungen ein recht ungeduldiger Mensch bin, stöberte ich beim Händler mit dem großen A und wurde beim baugleichen
fündig. Für Sony E-Mount war diese unförmige (und in meinen Augen auch potthässliche) Linse für weniger als 130 EUR neu zu haben:Hier noch zur besseren Einordnung die „Drauf-Sicht“. Das (ohnehin kleine) Gehäuse der Sony Alpha 6400 wirkt geradezu winzig an der Wundertüte:
Ich habe kurzum zugeschlagen, denn in der Vergangenheit konnte ich schon mit meinem
in Sachen Astrofotografie hervorragende Ergebnisse erzielen.Wieso sollte das also nicht auch mit dem 500mm klappen?
Das Bauprinzip ist Jahrzehnte alt. Das Objektiv ist sowohl an Vollformat- als auch an APS-C-Kameras nutzbar.
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Ebenfalls Jahrzehnte alt ist das Bedienprinzip: Fokus und Blende müssen manuell eingestellt werden. Eigentlich kein Problem, denn in dieser Hinsicht hatte ich schon mit meinem oben genannten „Astro-Walimex“ ausreichend Erfahrungen sammeln können.
Leider ebenfalls Jahrzehnte alt ist die optische Abbildungsqualität, die mit modernen Linsen in Sachen Schärfe nicht mithalten kann. – Soviel sei vorab schon einmal verraten, wenn Du es nicht sowieso schon geahnt hattest oder wusstest.
Ansonsten lässt die Haptik nichts zu wünschen übrig. Der Tubus ist vollständig aus Metall gefertigt und Fokus- sowie Blendenring lassen sich recht geschmeidig drehen.
Da ich die Brennweite maximieren wollte, kam für mich ohnehin nur der Einsatz an meiner
und nicht an der Sony Alpha 7 III in Frage: Wegen des Crop-Faktors von 1,5 würde ich mit dem Walimex immerhin eine Brennweite von sage und schreibe 750mm erreichen. Zwar nur mit Blende f/8, aber das ist für die Mondfotografie auch absolut ausreichend.Inhalt:
Erster Versuch: Sehr bescheiden
Ich konnte es natürlich nicht erwarten: Noch am Liefertag packte ich abends gegen 20 Uhr meine Sachen und machte mich auf in die Dunkelheit.
Der Mond sollte sich kurz nach 20 Uhr über den Horizont erheben.
Also habe ich am Ort des Geschehens kurzerhand mein Stativ aufgebaut und die Sony Alpha 6400 mit
an der Stativschelle des Objektivs montiert. – Letzteres ist wegen der Länge der Linse und der Balance zwingend erforderlich.Als Blende wählte ich f/11 und begann mit der Suche nach dem Mond über das Kameradisplay. – Gar nicht so einfach, bei einer so langen Brennweite. Ich brauchte einige Sekunden bzw. annähernd eine Minute, bis ich den Mond endlich im Kameradisplay „anvisiert“ hatte.
Danach ging es ans Fokussieren. Wie ich feststellen musste, ist das der schwerste Teil des Unterfangens. Wegen der recht enormen Brennweite führt jede noch so kleine Erschütterung oder Berührung von
, Objektiv oder Stativ zu einem dramatischen „Mond-Zittern“ auf dem Kameradisplay.Die Lupe ist nur bedingt als Fokussierhilfe geeignet, denn damit verstärkt sich das Zittern nochmal erheblich.
Kurzum: Die Fokussierung ist schwierig und die reinste Geduldsprobe. – Und das, obwohl ich eigentlich meine mit manuell zu bedienenden Linsen umgehen zu können. Allerdings sind in diesem Fall die 500mm eine Nummer für sich. 😉
Am Ende fuhr ich mit einer Handvoll Mondfotos nach Hause und entwickelte diese schließlich mit
: Vor allem spielte ich mit dem Kontrast, um die Mondkrater hervorzuheben.Das Ergebnis war insgesamt ziemlich ernüchternd: Der Mond war matschig und wirkte ziemlich unscharf.
Klar darf man von einer so günstigen Linse keine Kunststücke erwarten, doch die im Internet gefundenen Beispielbilder baugleicher 500mm-Objektive waren qualitativ deutlich besser.
Ich machte mich auf die Suche nach anderen möglichen Ursachen und stieß auf das Thema „Luftverwirbelungen“, das bei dieser Brennweite vor allem in Horizontnähe eine Rolle bei der Mondfotografie spielen kann. – Und genau da hatte ich den Erdtrabanten ja auch fotografiert: Kurz nach Aufgang, direkt über den Bergrücken des Nordschwarzwalds.
Das war zumindest noch ein Hoffnungsschimmer und ich beschloss, noch mindestens einen weiteren Versuch abzuwarten, bevor ich das
zurück schickte.Zweiter Versuch: Besser, aber noch immer bescheiden
Der zweite Versuch am nächsten Tag war schon etwas besser, obwohl ich hier der Einfachheit halber durch ein Fenster fotografierte:
Allerdings war die Nachbearbeitung in darktable ziemlich massiv. Ich regelte den globalen und lokalen Kontrast kräftig nach oben und optimierte die hellen und dunklen Stellen zusätzlich mit dem darktable-Modul „Schatten und Spitzlichter“ bzw. mit der Farbkurve.
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Von der Schärfe bin ich trotzdem noch nicht 100%ig überzeugt, jedoch habe ich das
erneut in Horizontnähe gemacht.Auf der zweiten Aufnahme sind wenigstens schon einmal diverse Mondkrater zu sehen. – Das ist doch immerhin ein Anfang. 😉 Leider hatte die Kontrastanhebung auch ihren Preis, denn der Mond wirkt auf diesem Bild ziemlich verrauscht.
Originalaufnahme
Zum Vergleich zur entwickelten Aufnahme hier noch das RAW-Bild:
Wohlgemerkt handelt es sich hier wegen des Crop-Faktors von 1,5 um eine 750mm Aufnahme und der Mond ist auf den ersten Blick noch immer verhältnismäßig klein abgebildet.
Vergleicht man die Brennweite jedoch mit einer Aufnahme, die ich zuletzt mit dem
mit umgerechnet 150mm machte, dann sieht die Sache schon anders aus:Für eine Formatfüllende Aufnahme sind 750mm noch immer viel zu wenig, aber die Brennweite bietet Potential für interessante Bildkompositionen.
Zwischenfazit
Bis hierhin lautete mein Zwischenfazit zu dieser Linse wie folgt:
Ehrlich gesagt haben mich die bisherigen Probeaufnahmen enttäuscht.
Die Abbildungsleistung kann mit modernen Objektiven nicht mithalten. Das war von vorneherein klar. Allerdings ist der Abstand erheblich. – Natürlich ist auch klar, dass man für ca. 130 EUR keine Wunder von der Wundertüte erwarten kann.
Allerdings haben Vergleichsbilder im Internet ein anderes Bild gezeichnet, denn die Qualität war dort zum Teil deutlich besser bzw. der Mond war schärfer abgebildet.
Also habe ich entweder eine Gurke erwischt, oder Fehler bei der Aufnahme gemacht. Das wäre beim Thema Walimex bzw. Objektiv Samyang 12mm f/2: Leider dezentriert. 🙁
nicht das erste Mal. Siehe z.B. den BeitragGanz habe ich die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Ich werde daher eine weitere, klare Mondnacht abwarten und nochmals mein Glück versuchen und mich (noch) mehr auf die richtige Fokussierung konzentrieren.
Sofern das ebenfalls nicht zum Erfolg führt, werde ich mich wieder vom Walimex trennen.
Soweit so gut – ich hatte, ehrlich gesagt, das Walimex nach den ersten beiden Versuchen schon abgeschrieben und wollte es retournieren… bis ich mir nochmals einen Ruck gab und einen dritten und letzten Versuch startete…
Dritter Versuch: Jackpot!
Eines Abends – einen Tag vor meiner geplanten Rücksendung – war der Himmel klar und der Mond stand hoch am Horizont.
Ich wagte noch einen dritten Versuch, montierte die Sony Alpha 6400 samt Walimex 500mm f/8 aufs
, richtete das Objektiv aus und fokussierte auf den Mond.Das Ergebnis war – im positiven Sinn – verblüffend:
Ich traute meinen Augen nicht. Waren das wirklich Mondkrater, die da plötzlich auf der Oberfläche zu sehen waren? Wo war die Unschärfe der ersten zwei Versuche geblieben?
Das Foto hatte durchaus Potential und ich machte mich an die
mit darktable.Primär erhöhte ich den Kontrast, passte die Farbkurve minimal an und schärfte das Bild etwas nach.
Um das entstandene Bildrauschen im Zaum zu halten, jagte ich das entstandene TIFF-File noch durch Topaz Denoise AI und erhielt letztendlich folgendes Bild:
Woooooooooooooooooooow! Konnte das die Möglichkeit sein?
Dabei handelte es sich um keinen Einzelfall… weiteres Foto gefällig?
Keine Spur mehr von Unschärfe oder fehlenden Details wie es bei den ersten zwei Versuchen der Fall war.
Ich vermute inzwischen, dass meine ursprüngliche Annahme richtig war und ich bei den Fehlversuchen mit Luftverwirbelungen in Horizontnähe zu kämpfen hatte. Den dritten Versuch machte ich mit gleichen Einstellungen, jedoch stand der Mond bedeutend höher am Himmel.
Angesichts der Tatsache, dass es sich hier um eine 127 Euro günstige
handelt, ist das Endergebnis umso erstaunlicher.Fazit
Das Walimex reicht mir für die Mondfotografie völlig aus und hat – nach anfänglichen Fehlschlägen – meine kühnsten Erwartungen bei Weitem übertroffen.
Zwar bleibe ich dabei: Das Walimex ist wirklich extrem hässlich… aber die Ergebnisse bei der Mondfotografie können sich sehen lassen.
Ich bin gespannt, was ich in Zukunft noch mit dieser Linse anstellen kann.
Pläne habe ich schon genügend:
Zunächst werde ich mir noch einen 2fach Teleadapter kaufen, um den Mond größer abzubilden – nämlich dann mit umgerechneten 1500mm.
Neben dem Mond werde ich die Linse auch noch an der (tiefstehenden) Sonne verproben.
Ich bin gespannt auf weitere Resultate mit dieser sagenhaften 127-Euro-Linse und werde natürlich hier auf meinem Blog von meinen Erfahrungen berichten! 😉
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