Im Juli fand ich endlich einmal wieder Zeit, meinem momentan sträflich vernachlässigten Hobby nachzugehen und die Milchstraße zu fotografieren.
Leider war das nach März und Mai erst mein drittes Shooting im Jahr 2024 – ich kann es selbst nicht ganz glauben.
Die Saison neigt sich schon wieder ihrem Ende entgegen. In meiner Region bedeutet das, dass sich die Milchstraße bei ihrer Wanderung von Süd Ost in Richtung Süd West auf ihrem nächtlichen Höhepunkt ab Juli / August über einer lichtverschmutzten Gegend befindet und die Aufnahmen erheblich erschwert werden.
Trotz allen Widrigkeiten brach ich am Abend des 29.07.2024 gegen 22:30 Uhr auf. Das Wetter war hervorragend, die Sicht glasklar (in der hiesigen Region waren es sogar die besten Sichtbedingungen der laufenden Saison) und die Temperatur mit 17°C sommerlich mild.
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Im Gepäck wie immer: Meine Sony Alpha 7 III, das SEL20F18G, das SEL24F14GM, das SEL55F18Z und das (ziemlich große) Samyang 135mm f/2. Zusätzlich schleppte ich auch noch meinen Startracker, den Star Adventurer 2i, mit. Unterwegs war ich mit dem Fahrrad und der Fotorucksack war angesichts der großen Menge an Equipment proppevoll. 8)
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Startracker":
Inhalt:
Kreativität vs. Authentizität: Yburg vor dem galaktischen Zentrum
Zugegebenermaßen war bzw. bin ich in dieser Saison etwas frustriert: Da ich in den vergangenen Jahren schon alle brauchbaren Spots in der Gegend abgegrast und mehrfach fotografiert habe und mir gleichzeitig die Zeit fehlt, um nach neuen Ausschau zu halten, fasste ich kürzlich eine Idee, die mir auch nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte:
Ich wollte die regionale Yburg vor dem galaktischen Zentrum der Milchstraße fotografieren. – Und zwar in Kombination verschiedener Brennweiten.
135mm sollten es für den Vordergrund werden, um die Burg entsprechend groß aufs Foto zu bekommen und 55mm sollten es für den Hintergrund werden, damit möglichst nur das galaktische Zentrum der Milchstraße den Himmel schmückt. Dass sich Burg und Milchstraße nicht einmal in der gleichen Richtung am Horizont befanden, war noch das geringste Problem.
Jaja, ich weiß: Eigentlich ist das ein Fake-Foto und wenig authentisch. Immerhin machte ich aber beide Aufnahmen zur gleichen Zeit vom gleichen Standort. 😉
Doch jetzt direkt zum Ergebnis, mit dem ich unter dem Strich sehr zufrieden bin:

Vordergrund: 2 x 120sec @ 135mm, f/2.8, ISO 640
Hintergrund: 2 x 60sec @ 55mm, f/2.8, ISO 640
Der Aufbau meines Startrackers und des restlichen Equipments ging diesmal gut von der Hand. Nach ziemlichen Problemen mit dem Einnorden meines Star Adventurers beim letzten Shooting im Mai fand ich heraus, dass sich im Sockelbereich zwei Madenschrauben gelöst hatten und die ganze Konstruktion instabil war. Diese Schrauben hatte ich nun mit ausreichend viel Loctite gesichert und der Startracker machte keinerlei Probleme mehr. Mir ist trotzdem unbegreiflich, wieso man da noch nachhelfen muss. Auch schon beim Fotografieren des Kometen Komet 12P/Pons-Brooks: Zweiter Versuch mit Sony Alpha 6400, Samyang 135mm f/2 und Star Adventurer 2i fiel eine Stellschraube ab, die ich ebenfalls nachträglich mit Loctite sichern musste.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Sony Alpha 6400":
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Auch wenn der Startracker diesmal seinen Dienst perfekt verrichtete, hatte ich bei diesem Bild mit einigen anderen Problemen zu kämpfen:
Zunächst war es sehr windig, sodass meine Vordergrundaufnahmen teilweise unscharf / verwackelt waren und ich mehrere Versuche benötigte, bis ich endlich zwei brauchbare Fotos mit 135mm und 120sec Belichtungszeit bei Blende f/2.8 und dank ISO-invariantem Sensor der Alpha 7 III mit ISO 640 zustande brachte.
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Für den Hintergrund verwendete ich mein SEL55F18Z und hatte einige Schwierigkeiten beim Fokussieren der Sterne. Das Objektiv ist einfach unglaublich zickig wenn man es manuell fokussieren möchte.
Nachdem mir jedoch auch das gelungen war und ich zwei Aufnahmen des galaktischen Zentrums im Kasten hatte, musste ich zu allem Übel wegen eines durchfahrenden Autos mein Stativ von der Straße (bzw. vom Landwirtschaftsweg) retten. Dahin war die richtige Positionierung meines Startrackers.
Zum erneuten Einnorden war es zu spät, da ich noch einen anderen Spot aufsuchen wollte. Frustriert packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg. – Ich hatte bis dahin nur zwei der geplanten 8 Aufnahmen der Milchstraße gemacht hatte.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Milchstraße":
Die Entwicklung erfolgte übrigens – wie sollte es anders sein 😉 – auch diesmal wieder mit Adobe Lightroom, Photoshop und Sequator nach meinem Tutorial Der ultimative Astrofoto-Guide: Brillante Astrofotos der Milchstraße Schritt für Schritt mit Adobe Lightroom LrC, Photoshop, Sequator und StarXTerminator entwickeln.
Trotz der widrigen Umstände kam noch ein schönes (Fake-)Foto heraus, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Fun Fact
Kleiner Fun Fact zwischendurch: Auf dem Weg zum zweiten und letzten Spot habe ich doch tatsächlich zum ersten Mal, seit ich das Hobby Astrofotografie ausübe, einen anderen Astrofotografen getroffen bzw. beinahe mit meinem Rad über den Haufen gefahren.
Wie sich herausstellte, musste dieser ebenfalls sein 1000mm Teleskop bzw. seinen beachtlich großen Startracker vor dem durchfahrenden Auto in Sicherheit bringen.
Jedenfalls gut zu wissen, dass ich nicht der einzige Verrückte in der Region bin, der nachts fotografieren geht. 😎
Zweiter Spot: Lichtverschmutzung und rollendes Objektiv
Am zweiten Spot angekommen stellte ich schnell fest, dass die Lichtverschmutzung beträchtlich war. In den Jahren zuvor hatte ich die Location zwar auch schon aufgesucht, jedoch früher in der Saison, sodass die Milchstraße auf ihrem Zenit noch nicht so weit westlich am Himmel stand und ich bessere Resultate erzielen konnte.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Location":
Das Bild wurde leider nur durchschnittlich und die Entwicklung des Sternenhimmels bzw. der Strukturen der Milchstraße ging nicht einfach von der Hand:

Diesmal schraubte ich das sagenumwobene Sony SEL24F14GM aufs Bajonett und machte meine Aufnahmen.
Besonders ärgerlich: Beim Auspacken meines Equipments entwickelte das kleine Sony SEL55F18Z ein Eigenleben und machte sich rollend aus dem Staub. Zuhause bewahrheiteten sich dann meine Befürchtungen: Der Tubus hatte einige Kratzer abbekommen. Immerhin die Funktionalität wurde durch das Manöver nicht beeinträchtigt. Die Linse hatte keine Kratzer abbekommen. Verkaufen kann ich sie in dem Zustand aber leider nicht mehr bzw. nur noch mit erheblichem Abschlag. Schade. 🙁
Fazit
Das war ein erlebnisreicher Abend.
Mit dem ersten Foto bin ich sehr zufrieden, auch wenn der fade Beigeschmack bleibt, dass ich entgegen meiner eigenen Überzeugungen bei der Bildkomposition getrickst habe. Aber Not macht bekanntlich erfinderisch.
Immerhin traf ich endlich einmal einen Gleichgesinnten und konnte – wenn auch nur kurz – ein paar Minuten mit ihm fachsimpeln.
Auf das zerkratzte Objektiv hätte ich allerdings gut verzichten können.
Nun bin ich gespannt, ob ich in der laufenden Saison nochmal die Gelegenheit bekomme bzw. die Zeit finde und die Milchstraße nochmal vor die Linse bekomme.
Ansonsten freue ich mich schon auf den Herbst bzw. Winter, wenn ich mit meinem Startracker und dem Samyang 135mm f/2 auf die Jagd nach den winterlichen Deep Sky-Objekten gehen kann.

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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Der ultimative Astrofoto-Guide: Brillante Astrofotos der Milchstraße Schritt für Schritt mit Adobe Lightroom LrC, Photoshop, Sequator und StarXTerminator entwickeln.
- Tutorial: Entwicklung von Astrofotos
Grüß Dich leidgeplagter Gleichgesinnter
ich selber bin in diesem Jahr genauso gar nicht zufrieden mit meiner Foto Ergebnis Bilanz und ne Portion Frust auch dabei wobei der Frust das Hauptproblem.
Unter diesen Umständen ist sogar dieses nicht Naturgetreue Foto immer noch ein echtes super Ergebnis !!
Bei mir war im Februar und Mai dann eben „der Weg das Ziel“ und eben Schlafsack benutzt anstatt Kamera bzw. die gemietete Übernachtung um Ausschlafen benutzt.
Demnächst versuche ich mich an den Perseiden und warte auf Angebote zu Lightroom auf Amazonien.
Also, wünsch ich ´ne gute , bessere Zeit & trotzdem Glückwunsch zum neuesten Fotoergebnis.
Hallo Fred,
vielen Dank für die Glückwünsche.
Mal sehen, ob ich mich in den nächsten Tagen nochmal aufraffen kann. Das Wetter wird relativ gut. In der Nacht von Sonntag auf Montag erreichen die Perseiden ihren Höhepunkt – wäre super, wenn das Wetter auch da mitspielt. Die Vorhersage sieht jedenfalls bisher sehr gut aus.
Viele Grüße
Hendrik