Nicht nur während der Aufnahme von Astrofotos ist die Belichtung entscheidend, sondern auch im Rahmen des Entwicklungsprozesses. Erst mit der optimalen Belichtung lässt sich die Milchstraße wunderbar in Szene setzen.
Klingt ziemlich banal? Ist es auch. Allerdings ist es SO banal, dass ich diese Tatsache eine ganze Zeit bei der Entwicklung meiner Astrofotos ignorierte.
Zwar beachtete ich während der Aufnahme die Grundsätze der Astrofotografie und maximierte die einfallende Lichtmenge durch Wahl der richtigen Blende, des richtigen ISO-Werts und der korrekten Belichtungszeit unter Berücksichtigung der 500er Regel, jedoch schenkte ich der Belichtung im Nachgang wenig Beachtung. – Schließlich hatte ich ja technisch schon alles menschenmögliche unternommen, um die Aufnahme mit meiner Sony Alpha 6400 und meinem Samyang 12mm f/2 zu optimieren.
Inhalt:
Belichtung ignorieren? Ganz großer Fehler!
Die Folge war, dass meine Aufnahmen zu dunkel waren oder die Milchstraße nicht ohne Kontrastanpassungen mit der Brechstange zur Geltung kam. So stellte ich nach und nach fest, dass ich mich hinsichtlich des Kontrasts auf einem Irrweg befand. Ironischerweise brachte mich Adobe Lightroom zu dieser Erkenntnis – und das, wo ich doch normalerweise auf Freeware setze.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Milchstraße":
Besser späte Einsicht, als gar keine Einsicht. 😉 Seither gehe ich bei der Entwicklung meiner Aufnahmen einen anderen Weg und versuche, den Kontrast nur noch moderat anzuheben und so die feinen Details am Sternenhimmel zu bewahren.
Wie sich herausstellte, ist die Anpassung der Belichtung und des Schwarzwerts im Rahmen des Entwicklungsprozesses entscheidend für gelungene Astrofotos.
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Um Dir viel Frust zu ersparen, werde ich in diesem Beitrag an einigen Beispielen schildern, welche Auswirkung die richtige Belichtungsanpassung im Rahmen der Nachbearbeitung wirklich hat.
Dabei konzentriere ich mich auf den Sternenhimmel und bin mir wohl bewusst, dass der Vordergrund dabei leidet und an Dynamik verliert. Hier empfehle ich den Beitrag darktable & GIMP: Dynamikumfang von Astrofotos erhöhen zur Problemlösung.
Originalaufnahme
Dies ist die Originalaufnahme eines meiner Astrofotos, die ich im April 2021 machte. Das Foto wurde bereits mit Sequator gestackt und bestand ursprünglich aus 10 Einzelbildern:

Ziemlich unspektakulär und dunkel. Kaum zu glauben, dass aus diesem Foto eine meiner schönsten Astroaufnahmen entstand.
Entwickelte und unbelichtete Aufnahme
Werden nun alle Entwicklungsschritte in darktable angewandt, wie sie bspw. auf der Seite Schritt 3: Nachbearbeitung von Astrofotos der Milchstraße mit darktable beschrieben wurden und wird dabei die Belichtung nicht erhöht, sieht das Ergebnis folgendermaßen aus:

Wie weiter oben schon geschrieben: Der Vordergrund soll uns in diesem Beitrag nicht weiter interessieren, sondern der Sternenhimmel.
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Die Milchstraße ist nach der Bearbeitung deutlich zu erkennen, wirkt aber recht farb- und kontrastlos.
Aktiviert man in darktable die Anzeige für über- und unterbelichtete Bereiche, überwiegen unterbelichtete Bildteile:

Entwickelte und belichtete Aufnahme mit angepasstem Schwarzwert
Im konkreten Fall habe ich nun die Belichtung um ganze 1,3 Blendenstufen nach oben geschraubt. Der Indikator für Über-/Unterbelichtung sieht daraufhin so aus:

Der Himmel ist nun zu großen Teilen korrekt belichtet, u.a. auch die Milchstraße. – Genau das, was mit der Erhöhung der Belichtung beabsichtigt wurde. Die rot gekennzeichneten, überbelichteten Bereiche habe ich bei der Entwicklung in Kauf genommen, da sie nicht weiter störend wirkten und sogar noch kleine Akzente setzten.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Entwicklung":
Schwarzwertanpassung
Die dunkleren Bereiche der Milchstraße können durch eine maßvolle Erhöhung des Schwarzwerts (im darktable Belichtungsmodul) noch etwas stärker betont werden, sodass das Sternenband noch plastischer wirkt und stärker von den dunklen Nebeln durchzogen wird.
Nach Deaktivierung des Belichtungsindikators sowie Anpassung der Belichtung und des Schwarzwerts erhält man bereits ein sehr brauchbares Ergebnis des Sternenhimmels mit der Milchstraße im Mittelpunkt:

Hier der direkte Vergleich:


In der direkten Gegenüberstellung fällt das Ergebnis eindeutig aus. Die Aufnahme, bei der die Belichtung nicht angepasst wurde, wirkt langweilig und unspektakulär.
Nachdem dann der finale Feinschliff mit GIMP erfolgte, der als wichtigste Punkte die Freistellung des Vordergrunds, die unabhängige Entwicklung von Vorder- und Hintergrund sowie die Kantenglättung des Vordergrunds umfasste, war der Entwicklungsprozess abgeschlossen:
- Mittels der Freistellung des Vordergrunds wird insbesondere der Dynamikumfang erhöht. So konnte ich gleichzeitig die Helligkeit des Vordergrunds steigern, während ich die des Sternenhimmels durch die Kontrastanpassung reduzierte.
- Mittels der Kantenglättung des Vordergrunds lässt bzw. ließ sich dieser absolut unauffällig ins Gesamtbild integrieren.
Das fertige Foto sieht nach meinem Dafürhalten ganz gut aus:

Fazit
Wie ich schon eingangs schrieb, ist die Anpassung der Belichtung eigentlich banal. Dennoch sollte ihr genügend Aufmerksamkeit zukommen, da sie neben der korrekten Anpassung des Weißabgleichs einer der Schlüssel für das Gelingen guter Astrofotos ist.
Bei der Anpassung der Belichtung ist das Histogramm sehr hilfreich und es sollte ebenfalls im Auge behalten werden. So lässt sich die korrekte Belichtung auf einfache Weise verifizieren und Du ersparst Dir viel Frust.

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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Tipps und Tricks zu darktable
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Der ultimative Astrofoto-Guide: Brillante Astrofotos der Milchstraße Schritt für Schritt mit Adobe Lightroom LrC, Photoshop, Sequator und StarXTerminator entwickeln.