
Hinweis: Zu diesem Tutorial gibt es eine neuere, überarbeitete Version auf der Seite Astrofotografie und Milchstraße von A – Z: Tutorial zur Fotografie und Entwicklung mit darktable, GIMP und Sequator.
Im letzten Schritt wurde vor allem der Kontrast der Milchstraße in darktable angehoben und schließlich jeweils Vorder- und Hintergrund als TIFF-Dateien exportiert.
Im finalen Schritt werde ich die Feinarbeit mit GIMP (GNU image manipulation program) beschreiben, die folgende Punkte umfasst:
- Sternenhimmel abdunkeln
- Lichtverschmutzung reduzieren
- Sterne reduzieren und betonen
- Feinschliff (Belichtung, Sättigung etc.)
- Vordergrund extrahieren, belichten und über den Hintergrund legen
Los geht’s…
Inhalt:
1) Dateien als Ebenen öffnen
>>> Menü Datei => Als Ebenen öffnen
Die im letzten Schritt aus darktable exportierten TIFF-Dateien für Vorder- und Hintergrund werden jetzt in Gimp als Ebenen geöffnet.
2) Ebenen umbenennen und kopieren
Du benennst die Ebenen am besten mit prägnanten Namen (Layer selektieren und F2 drücken): Im Beispiel den Vordergrund mit „fg“ (foreground) und den Hintergrund mit … „bg“ (background).
Danach kopierst Du jede Ebene und blendest die originalen Ebenen aus, damit sich diese später nötigenfalls schnell wiederherstellen lassen.

3) Hintergrund abdunkeln via Werte-Modul
Wähle nun die kopierte Hintergrund-Ebene „bg-Kopie“ aus und öffne das Werte-Modul:
>>> Menü: Farben => Werte
Unter dem Histogramm des Wertemoduls gibt es drei Schieberegler: Links befindet sich der Regler für den Schwarzwert, in der Mitte für den Grauwert und rechts für den Weißwert.
Zum Abdunkeln des Himmels und zur Betonung der Milchstraße bewege ich den mittleren Grauwert-Regler soweit nach rechts, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin (im Beispiel: 0,42):

Das Foto hat jetzt noch einen ziemlichen Blaustich. Dieser lässt sich ebenfalls im Wertemodul via Kanal-Auswahl „blau“ und erneuter Anpassung des mittleren Schiebereglers korrigieren (im Beispiel: 0,9):

4) Sterne reduzieren
Die Anzahl der Sterne ist auch hier Geschmackssache. Ich persönlich reduziere sie gerne, um den Blick auf das Wesentliche zu betonen.
Zunächst öffnen wir das Auswahlwerkzeug zur Auswahl von Farben:
>>> Menü Werkzeuge => Auswahlwerkzeuge => Nach Farbe auswählen
Links in der Toolbox stelle ich den Schwellwert auf einen Wert < 9. Der Schwellwert ist abhängig vom jeweiligen Foto und Bedarf ggf. mehrerer Versuche. Meiner Erfahrung nach bewegt er sich irgendwo zwischen 6 und 25:

Jetzt werden die zu reduzierenden Sterne per Linksklick markiert. Um weitere Sterne in der Auswahl zu markieren, drückst Du Shift + linke Maustaste:

Die Auswahl muss noch etwas vergrößert werden, um keine schwarzen Löcher ins Bild zu stanzen:
>>> Menü Auswahl => Vergrößern => 4px
Zusätzlich wird die Auswahl am Rand leicht ausgeblendet, um einen weichen Übergang zu schaffen:
>>> Menü Auswahl => Ausblenden => 5px
Im Detail sieht das in GIMP dann so aus:

Jetzt werden die Sterne abgedunkelt:
>>> Menü Filter => Verzerren => Werte verteilen => Modus: Schwärzer
Wiederhole den Prozess bei Bedarf, wenn Du mit dem Ergebnis nicht zufrieden bist. Die Sterne verschwinden nicht vollständig, werden aber kleiner und sind dadurch nicht mehr so dominant.
Durch diesen Schritt schaffst Du erst die Grundlage, um einzelne Sterne im Bild gezielt zu betonen und so eine tolle Atmosphäre zu erzeugen.
Im Endergebnis sollte das folgendermaßen aussehen:

Update, 19.06.2021: Im Beitrag GIMP: Sternenhimmel entrauschen und Sterne reduzieren wird eine alternative Methodik zur Reduzierung der Sterne beschrieben, die deutlich einfacher ist. Wirf gerne mal einen Blick darauf!
5) Sterne hervorheben
Jetzt möchten wir einzelne Sterne betonen, um dem Foto einen besonderen Look zu verpassen. Die Arbeitsschritte sind hier die gleichen, wie beim Reduzieren:
- Zu vergrößernde Sterne selektieren
- Auswahl vergrößern und weichzeichnen
- Filter „Werte verteilen“ anwenden
Einziger Unterschied ist, dass Du im Filter „Werte verteilen“ nicht den Modus „Schwärzer“ auswählst, sondern den Standard-Modus „Weißer“.
Das Ergebnis sieht dann so aus:

6) Sättigung reduzieren
Die Farbe der Milchstraße ist noch etwas dominant, daher reduziere ich noch die Sättigung:
>>> Menü Farben => Sättigung

Das Ergebnis gefällt mir ganz gut. Im weiteren Verlauf geht es daher weiter mit dem Vordergrund, der in der o.g. Bearbeitung ziemlich gelitten (=schwarz) hat.
7) Vordergrund extrahieren und belichten
Zuerst blenden wir alle Ebenen mit Ausnahme der anfangs kopierten Vordergrundebene fg aus. Die Vordergrundebene fg kopieren wir erneut, da wir die Vordergrundelemente in dieser Ebene in Form einer Maske freistellen möchten.
Danach wird die kopierte Ebene selektiert.
Idealerweise bildet der Vordergrund einen deutlichen Kontrast zum Sternenhimmel, damit dieser gut freigestellt werden kann:
>>> Menü Farben => Komponente => Komponenten extrahieren

Zunächst solltest Du die Checkbox „Komponente invertieren“ ankreuzen.
Im Dropdown-Menü „Komponente“ wählst Du nun aus den RGB-Farben diejenige Farbe aus, die den stärksten Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund bildet. In meinem Beispiel ist das grün.
Mit Klick auf OK schließt Du das Fenster „Komponente extrahieren“.
Damit die Freistellung glückt, muss der Himmel vollständig schwarz sein. Öffne daher das Belichtungsmenü:
>>> Menü Farben => Belichtung
Ziehe jetzt den Schwarzwert ganz nach rechts:

Da der Himmel am Übergang zum Vordergrund noch nicht schwarz ist, wiederhole ich das Procedere noch zweimal via STRG + F:

Das sieht gut aus. Die restlichen Konturen lasse ich per schwarzem Pinsel aus dem Himmel verschwinden:

Damit das Endergebnis bei der Überlagerung gut aussieht, muss noch die Deckkraft des weißen Vordergrunds erhöht werden. Dazu öffnest Du wieder das Werte-Modul:
>>> Menü Farben => Werte
Dort schiebst Du den rechten Regler für den Weißwert weitestmöglich nach links:

Jetzt fügst Du der kopierten und bisher unveränderten Vordergrundebene eine weiße Ebenenmaske hinzu:

Wähle dann erneut die zuvor erzeugte Freistellungsmaske und kopiere diese in die Zwischenablage (STRG + C).
Wähle danach die Vordergrundebene aus, für die Du eben eine Ebenenmaske erzeugt hast und füge die Freistellungsmaske per STRG + V ein. Das ganze sollte dann so aussehen:

Die schwebende Auswahl verankerst Du durch Klick auf das grüne Ankersymbol auf der Vordergrundebene:

Herzlichen Glückwunsch – Du hast erfolgreich den Vordergrund freigestellt!
8) Vorder- und Hintergrund verschmelzen
Abschließend müssen nur noch Vorder- und Hintergrund übereinandergelegt werden. Hierzu im Ebenenfenster zusätzlich zum Vordergrund noch die zuvor bereits erzeugte Hintergrundebene einblenden und das Ergebnis sollte so aussehen:

Schlusswort
Das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach sehen lassen! Abschließend können noch einige kosmetische Korrekturen vorgenommen werden, die ich aber im Rahmen dieses Tutorials nicht weiter beschreiben werde.
Ich hoffe, Dir hat mein erstes Tutorial gefallen. Vielleicht hast Du ja die ein oder andere Idee aufgreifen und in Deine eigenen Fotos einfließen lassen können.
Lass mich gerne über Deine Erfahrungen, Fragen und Verbesserungsvorschläge über die Kommentarfunktion wissen!
Übersicht Tutorial Milchstraße fotografiere und entwickeln
- Ausrüstung: Was benötigst Du, um mit der Fotografie der Milchstraße loszulegen?
- Mein Kamera-Setup: Welche Einstellungen musst Du an Deiner Kamera vornehmen bzw. welche Einstellungen haben sich bisher für mich bewährt?
- Der Bearbeitungsprozess:
- Schritt 1: Vorbereitung mit darktable: Minimale Anpassungen Deiner Aufnahmen zur Vorbereitung auf den Stacking-Prozess.
- Schritt 2: Stacking mit Sequator: Überlagerung der Aufnahmen zur Reduzierung des ISO-Rauschens.
- Schritt 3: Nachbearbeitung mit darktable: Weitere Anpassungen auf Basis der gestackten Aufnahme.
- Schritt 4: Feinschliff mit Gimp: Gib Deinen Fotos den lezten Schliff.

Mein Blog ist kostenlos und macht jede Menge Spaß - aber auch viel Arbeit. Wenn es Dir hier gefällt, kannst Du mich ganz einfach und unkompliziert unterstützen: Klickst Du z.B. auf einen meiner gekennzeichneten Spende via Paypal zukommen lassen.
und kaufst dann ein Produkt bei Amazon, erhalte ich eine kleine Provision - für Dich bleibt der Preis gleich. Du kannst mir aber natürlich auch gerne direkt eine kleineVielen Dank für Deine Unterstützung!
Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Tipps und Tricks zu GIMP
- Optimale Kameraeinstellungen zur Astrofotografie
Hallo,
Sehr informativ und sehr gut erklärt. Die Bilder hier sind wahrscheinlich ohne Nachführung erstellt worden. Hierzu hätte ich eine Frage. Wenn ich mit Nachführung länger belichte wird der Vordergrund (Baum etc.) i.d.R. unscharf. Das bedeutet, ich müsste nach dem Stacken ein zusätzliches Bild mit kurzer Belichtung mit dann scharfem Vordergrund machen und mit GIMP dann zufügen. Oder wie muss ich das verstehen? Wie wird so etwas realisiert?
Besten Dank nochmals für das sehr gute Tutorial.
Gruß Herbert
Hi Herbert,
freut mich sehr, wenn Dir mein Tutorial gefallen und vielleicht auch weitergeholfen hat! 🙂
Du vermutest richtig – die hier gezeigten Bilder sind ohne Nachführung entstanden.
Da der Vordergrund, wie Du schon schreibst, beim Nachführen unscharf wird, bleibt aus meiner Sicht am Ende vermutlich nur die Möglichkeit, eine separate Aufnahmereihe speziell für den Vordergrund aufzunehmen, ggf. zu stacken und später den gestackten Vordergrund und den „nachgeführten Himmel“ zusammenzufügen.
Da dürfen dann aber keine Motive des Vordergrunds in den Himmel ragen, da ansonsten das Zusammenfügen bzw. Freistellen sehr aufwendig werden kann.
Viele Grüße und besten Dank für Deinen Kommentar
Hendrik