In der Nacht vom 21. auf den 22. Mai war es mal wieder so weit: Die Wettervorhersage versprach einen sternenklaren Himmel. – Beste Bedingungen für die Fotografie der Milchstraße.
… und wieder einmal machte ich mich mit meiner Sony Alpha 6400 auf den Weg, um die Milchstraße bzw. ihr galaktisches Zentrum beinahe auf dem jährlichen Höhepunkt zu fotografieren. Immerhin erreichte das galaktische Zentrum in der Spitze im Mai schon einen Winkel von 12,3° über dem Horizont.
Die Temperatur war mit 11°C ebenfalls sehr angenehm. Nicht zu warm und nicht zu kalt. – Insgesamt perfekte Bedingungen! 😎
Zudem besuchte ich eine neue Location, die ich am Tag zuvor erkundet hatte und die mir ein paar neue, interessante Perspektiven bot. – Ganz ohne Weinreben, da ich letztere schon zur Genüge auf meinen Astrofotos verewigt habe.
Großes Lob muss ich an mein Walimex 12mm f/2 aussprechen, das seit der Jahreswende mein altes (baugleiches) Samyang 12mm f/2 ersetzt. Im Gegensatz zum Samyang, das leider dezentriert war, bildet das die Sterne beinahe über den gesamten Bildbereich punktförmig und knackscharf ab.
Die Verkürzung der Belichtungszeit von 20 auf 10sec tut ihr Übriges zur Verbesserung der Bildqualität. Zwar muss diese Halbierung mit einer Verdopplung des ISO-Werts von 3200 auf 6400 kompensiert werden, doch ein umfassender Test hat gezeigt, dass mit Stacking trotzdem annähernd die gleiche Bildqualität möglich ist.
Dafür mache ich mit meinem Walimex in der Regel bei allen Aufnahmen Serien a 16 Fotos mit je 10sec Belichtungszeit und Blende f/2.8.
Mit dem Ergebnis bin ich diesmal super-zufrieden: Die Milchstraße ist auf den nachfolgenden Bildern glasklar und mit allen Details zu sehen.
Auch die Nachbearbeitung, die wie üblich anhand meines Tutorials Astrofoto: Milchstraße fotografieren & entwickeln mit darktable, GIMP & Sequator erfolgte, war dank der hervorragenden Rohdaten-Dateien problemlos möglich.
Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die nachfolgenden Fotos die qualitativ beste Serie an Milchstraßenaufnahmen darstellen, die ich seit Beginn meiner „Astroleidenschaft“ im Jahr 2020 fotografierte. 😉
Doch nun genug Geschwafel, los geht’s wie üblich mit den entwickelten Bildern…
Inhalt:
Feldweg mit „Lightpainting“
Die erste Aufnahme entstand etwa gegen 01:30 Uhr.
Das galaktische Zentrum schaut auf dem Bild schon hinter der Baumgrenze hervor und hatte zu dieser Zeit etwa eine Höhe von 8,5° erreicht.
Da ich von diesem Motiv – warum auch immer 😉 – drei Reihen a 16 Fotos machte, konnte ich insgesamt 48 Fotos mit Sequator stacken. D.h. die Gesamtbelichtungszeit betrug satte 8 Minuten und entsprechend gut wurde auch die Bildqualität.
Die ideale Einstiegslinse in die Landschafts-Astrofotografie: Samyang Pro 12mm f/2* |
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Da ich von meiner Aufnahmeposition aus eine Straße im Rücken hatte und ab und an ein Auto in meine Richtung abbog, wurde der Bildausschnitt sporadisch ausgeleuchtet.
Ich machte bei der Entwicklung die Not zur Tugend und integrierte die vom Scheinwerferlicht aufgehellten Aufnahmen mit GIMP in das Gesamtbild (Stichwort: „Ebene / Modus: Nur aufhellen“). – Quasi als „natürliches Lightpainting„. 😉
Im Ergebnis ist der Baum bzw. das linke Bilddrittel dezent ausgeleuchtet. So wird ein schöner Akzent gesetzt, der das Bild gleich interessanter wirken lässt.
Weizen
Die nächste Location war nur wenige Meter vom ersten Bild entfernt und entstand etwa 30 Minuten später.
Als Vordergrund. bzw. Hauptmotiv suchte ich mir dieses frühlingshafte Weizenfeld aus. Diesmal hatte ich wegen der voranschreitenden Uhrzeit leider nicht das Glück, dass mein Motiv nochmals im gleichen Stil wie oben ausgeleuchtet wurde.
Entsprechend kräftig musste ich in der Nachbearbeitung den Vordergrund aufhellen, sodass bei genauerer Betrachtung Bildrauschen deutlich zu erkennen ist. – Und das, obwohl ich den Vordergrund mit GIMP gestackt habe und nicht mit Sequator. Letzteres Tool eignet sich zwar hervorragend zur Entwicklung des Sternenhimmels, jedoch ist es nicht optimal für den Vordergrund geeignet.
Die ideale Einstiegslinse in die Landschafts-Astrofotografie: Walimex Pro 12mm f/2* |
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Insgesamt ist die Aufnahme etwas dunkel geraten, doch die Milchstraße ist mit all ihren Facetten sehr klar und präsent am Himmel erkennbar.
Übrigens habe ich mich bereits im letzten Jahr an der „Landwirtschafts-Astrofotografie“ versucht und ebenfalls ein Getreidefeld fotografiert:
Für mich selbst ist im direkten Vergleich sehr interessant zu sehen, wie sich mein „Post-Processing-Stil“ seither geändert hat: Einerseits ist die Vignettierung mittlerweile nicht mehr sichtbar bzw. ich korrigiere diese mithilfe des darktable-Moduls „Objektivkorrektur“, andererseits versuche ich auch die Lichtverschmutzung zu vermeiden bzw. im Zuge der Nachbearbeitung mit GIMP zu reduzieren.
Das Walimex tut im mit seiner Abbildungsqualität sein Übriges. Hinzu kommt die Halbierung der Belichtungszeiten von 20sec auf 10sec, um Sterne punktförmig abzubilden. Beide Faktoren zahlen natürlich ebenfalls auf die Bildqualität ein.
Dass ich inzwischen mit ISO 6400 anstatt mit ISO 3200 fotografiere, um die kürzeren Belichtungszeiten zu kompensieren, fällt dabei dank Stacking überhaupt nicht ins Gewicht und das Bildrauschen ist nach dem Stackingprozess identisch.
Nochmal Feldweg mit Lightpainting
Bei diesem Bild, das gegen 02:15 Uhr entstand, habe ich nochmals die Aufnahmeposition leicht variiert.
Das galaktische Zentrum stand mit 12° schon sehr hoch am Himmel und hatte beinahe das für die hiesigen Breitengrade mögliche Maximum von 12,4° erreicht.
Glücklicherweise leuchteten erneut zwei Autos von hinten den Vordergrund aus, sodass das Getreide und der Baum aus dem Gesamtbild herausstechen und für Abwechslung sorgen.
Back to the roots
Da kurz nach der vorangehenden Aufnahmeserie von Westen her – übrigens genau wie von meiner Wetter-App vorhergesagt – Wolkenschleier aufzogen, wechselte ich kurzerhand meinen Standort und verlagerte meine Location wenige Kilometer in Richtung Osten.
Ganz ohne Reben ging es dann auch diesmal nicht. Die Location war mir ebenfalls bekannt und ich wusste, was mich erwartete. 😉
Das wiederum aus 16 Einzelaufnahmen gegen 02:30 Uhr entstandene Bild gefällt mir zugegebenermaßen außerordentlich gut.
Die aufziehenden Wolken sind hier als Schleier zu erkennen und tragen ihren Teil zur Stimmung bei. Zusätzlich liebe ich den Blick auf die kleinen Ortschaften in Richtung Rheinebene. Glücklicherweise hält sich die Lichtverschmutzung auch hier in Grenzen bzw. sie lässt sich hervorragend ins Bild integrieren.
Müsste ich momentan eines meiner Lieblings-Astrofotos küren, wäre dieses hier ganz weit vorne mit dabei.
Für alle Interessierten hier zum Vergleich die nicht entwickelte Rohaufnahme:
Mich fasziniert es immer wieder aufs neue, wie viele Details man letzten Endes (sogar mit einem APS-C-Sensor) noch aus den Rohdaten herausarbeiten kann!
Back to the roots, vertikal
Letzte Aufnahme meines Ausflugs. – Prinzipiell das gleiche Motiv wie oben, diesmal aber vertikal.
Die Milchstraße stand zu der Zeit schon so steil am Himmel, dass sich die Aufnahme im Hochformat anbot.
Je weiter die diesjährige „Milky Way Hunting Season“ fortschreitet, desto höher steht zwar das galaktische Zentrum am Himmel, aber desto steiler ist auch die Milchstraße zu sehen.
Ab spätestens Juli sind daher Aufnahmen im Hochformat das Mittel der Wahl, sofern man möglichst große Teile der Milchstraße fotografieren möchte.
Fazit
Wie ich schon eingangs geschrieben habe, bin ich mit den Ergebnissen meines jüngsten „Streifzugs“ extrem zufrieden.
Die Bildqualität ist die bis dato beste, die ich für Astrofotos erzielen konnte. Das liegt einerseits am neuen, zentrierten
, andererseits aber natürlich auch an den kürzeren Belichtungszeiten, sodass die Sterne wirklich punkt- und nichtförmig abgebildet werden.Ich bin gespannt auf die nächsten Wochen und Monate, in denen die diesjährige Saison bereits wieder ihren Höhepunkt erreicht.
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
- Astro-Objektiv Samyang 12mm f/2
- Astro-Einstellungen für Sony Alpha 6400
Klasse Info. Habe gerade begonnen, mich mit dieser Art von Fotografie zu beschäftigen.
Hi Wolfgang,
freut mich, wenn Dir die Infos weitergeholfen haben! 🙂
Viele Grüße
Hendrik
Habe die interessante Story und die tollen Photos heute erst gefunden.
Wurde dafür eine Nachführung benutzt?
Hi Uli,
vielen Dank für das positive Feedback!
Ich benutze keine Nachführung, sondern setze auf Stacking mit Sequator. 😉
Viele Grüße
Hendrik
Tolle Bilder! Bin durch Zufall hier gelandet und bin begeistert von Deinen Beitrag!
Hi Baha,
wie immer freut es mich, wenn meine Bilder nicht nur mir, sondern auch den Besuchern meines Blogs gefallen! 🙂
Viele Grüße
Hendrik
Interessante Geschichte und klasse Bilder. Top ?!
Hi Markus,
vielen Dank für das positive Feedback! 🙂
Viele Grüße
Hendrik