Geschafft! Nach einer gefühlten Ewigkeit mit wolkenbedecktem Himmel hatte ich am Abend des 29. Januar 2023 die Gelegenheit den grünen Kometen aka C2022 E3 (ZTF) zu fotografieren und nutzte diese auch.
Im folgenden Beitrag erfährst Du, welches Kameraequipment, welche Kameraeinstellungen ich verwendet und welche Entwicklungsschritte ich durchlaufen habe.
Das Resultat ist zwar dank widriger Bedingungen eher unspektakulär, doch besser ein unspektakuläres Bild als gar kein Bild dieses nur alle 50.000 Jahre wiederkehrenden Himmelskörpers:

Wohlgemerkt zeigt das obige Bild nur einen kleinen Ausschnitt der Originalaufnahme.
Die ursprüngliche Beschreibung des Kometen als „matschiger Fleck“ war ziemlich zutreffend. 😉 C2022 E3 (ZTF) hat(te) am Himmel in etwa die Größe der Andromeda-Galaxie.
Zum Fotografiezeitpunkt befand er sich rechterhand des Polarsterns und war dadurch relativ einfach zu finden, obgleich ich einige Anläufe, bis ich ihn endlich aufs Bild bekam… das lag einerseits am falschen Equipment, andererseits aber auch an der Tatsache, dass der Komet mit bloßem Auge nicht sichtbar war.
Leider war der Mond bereits wieder zu beinahe zwei Dritteln ausgeleuchtet, flutete den Himmel mit seinem Licht und erschwerte die Fotografie.
Zudem war ich zeitlich ziemlich eingeschränkt, da die Wettervorhersage nur ein kurzes Zeitfenster mit wolkenfreiem Himmel prognostizierte.
Inhaltsverzeichnis:
Erster Versuch: Sony Alpha 6400 mit Sony SEL18105G F/4
Eigentlich wollte ich eine ziemlich lange Brennweite zur Fotografie verwenden, da mir bereits ein Blog-Besucher ein Beispielbild zugeschickt hat, das mit 105mm gemacht wurde und auf dem der Komet ziemlich klein abgebildet war.
Wieso also nicht das Sony SEL18105G F/4 verwenden? Mit Crop an meiner Sony Alpha 6400 hätten sich hier immerhin etwa 150mm Brennweite ergeben.
Leider musste ich dann vor Ort feststellen, dass die Linse für Astrofotografie absolut unbrauchbar ist.
Bei Offenblende und 105mm (bzw. 150mm) konnte ich schon auf dem Kameradisplay starke Abbildungsfehler und Coma erkennen. Die richtige Fokussierung war eine Katastrophe.
Vielleicht habe ich mich aber auch nur zu dumm angestellt. 😉
Mit dem Objektiv bin ich ansonsten eigentlich ziemlich zufrieden, doch heute musste ich beim ersten halbwegs seriösen Versuch der Astrofotografie erkennen, dass das SEL18105G in dieser Disziplin nicht optimal ist. Zumal die Blende f/4 die Linse ohnehin für ernstzunehmende Astrofotografie disqualifiziert.
Nach einigen Versuchen gab ich schließlich auf und wechselte zur „Nummer Sicher“, nämlich zum Sony SEL55F18Z, das ich in weiser Voraussicht mit eingepackt hatte.
Zweiter Versuch: Sony Alpha 6400 mit Sony SEL55F18Z
Das SEL55F18Z eignet sich – ganz im Gegensatz zum SEL18105G – hervorragend für die Astrofotografie.
Ich besitze es noch nicht lange, konnte aber allein im letzten Jahr schon einige spektakuläre Aufnahmen der Milchstraße bzw. des galaktischen Zentrums damit machen.
Leider war / ist das Objektiv für diesen konkreten Anwendungsfall – nämlich die Fotografie des grünen Kometen – nicht ideal geeignet: Größter Knackpunkt ist die zu kurze Brennweite, die an meiner Alpha 6400 inklusive Crop nur 82mm anstatt der 150mm des SEL18105G beträgt.
Trotzdem war das SEL55F18Z in Sachen Bildqualität eine Offenbarung, nachdem ich es aufs Bajonett geschraubt hatte: Die ersten Bilder waren knackscharf, es waren endlich viele Sterne ohne Abbildungsfehler zu sehen und schon auf dem Kameradisplay konnte ich den „matschigen Fleck“ direkt erkennen.
Bingo! Ich hatte die ersten Aufnahmen des Kometen im Kasten. 🙂
Wie auf dem nachfolgenden Bild allerdings zu sehen ist, ist der Komet ziiiiiiiemlich klein und würde nicht einmal auffallen, wenn man nicht wüsste, dass er da ist.
Kleiner Tipp: Er befindet sich relativ zentral in der Bildmitte:

Kameraeinstellungen
Nachdem ich den Kometen endlich am Himmel entdeckt und meine Kamera ausgerichtet hatte, machte ich mich an die Feinjustierung der Kameraeinstellungen.
Im Wesentlichen verwendete ich die üblichen Einstellungen, mit denen ich auch sonst Landschafts-Astrofotos mache – jedoch mit folgenden Besonderheiten:
- Wegen der langen Brennweite belichtete ich nur 3 Sekunden.
- Als ISO-Wert stellte ich 800 ein, da mir das für den Kometen ausreichend erschien.
Dass ich ein Stativ verwendete, dürfte klar sein.
Ich machte schließlich eine Aufnahmeserie mit 16 Bildern, 3sec Belichtungszeit, Blende f/2 und ISO 800.
Kurz nachdem ich die obige Aufnahmeserie im Kasten hatte, zogen erste Wolken auf und trübten den Blick auf den Sternenhimmel. Die Wettervorhersage hatte also recht gehabt.
Orientierung am Himmel mit Stellarium
Orientiert hatte ich mich vor Ort übrigens mit der App Stellarium. Daher wusste ich, dass sich der Komet zwischen Polarstern und dem großen Wagen befinden sollte.
Um den „matschigen Fleck“ schließlich mit meiner Kamera zu finden, richtete ich diese in Richtung Polarstern aus und justierte etwas den Bildausschnitt nach, bis ich schließlich das Objekt der Begierde auf dem Kameradisplay erkennen konnte (mit bloßem Auge sah ich den Kometen übrigens nicht!).
Das Procedere dauerte eine ganze Weile, zumal ich nicht wusste, wie der Komet überhaupt auf dem Kameradisplay aussehen würde.
Entwicklung mit darktable und GIMP
Zuhause angekommen konnte ich es nicht abwarten und legte direkt mit der Entwicklung los.
Die RAW-Aufnahmen sahen ziemlich unspektakulär aus. Allerdings ist der Komet in der Bildmitte beim genaueren Hinsehen schon deutlich auszumachen:

Wie immer verwendete ich darktable und Sequator zur Entwicklung.
Ich hielt mich an die Schritte 1 bis 3 des Tutorials Astrofotografie-Guide: Milchstraße fotografieren & entwickeln mit darktable, GIMP & Sequator (Einstellungen & Entwicklung):
Nachdem das gestackte Bild vorlag, nahm ich noch folgende Anpassungen in darktable vor:
- Ich passte den Weißabgleich an und wählte einen wärmeren Farbton, um die Blaufärbung des Himmels abzumildern
- Zudem wurden der Kontrast und die Sättigung erhöht
- Um den grünen Schimmer des Kometen herauszuarbeiten, maskierte ich diesen mit einer Kreisform und verwendete schließlich den Kontrast-Equalizer, um die Chrominanz-Werte zu erhöhen.
- Abschließend verpasste ich noch der Farbkurve den für Astrofotos typischen „S-Look“, um den Kontrast zu steigern
- Da das Bild noch recht dunkel war, erhöhte ich die Belichtung um 2 Lichtwerteinheiten
Vor allem durch den letzten Schritt hatte ich mit einer Menge Rauschen zu kämpfen – insbesondere, da ich diesmal mit der Alpha 6400 und nicht mit der Alpha 7 III unterwegs war.
Aus diesem Grund verwendete ich abschließend noch Topaz Denoise AI um das Bildrauschen in den Griff zu bekommen.
Fazit
Das war wieder einmal eine sehr interessante und spannende Erfahrung.
Seit einer gefühlten Ewigkeit war ich endlich wieder einmal draußen mit meiner Kamera unterwegs und konnte den freien Blick auf den Sternenhimmel genießen.
Das Unterfangen gestaltete sich aber schwieriger, als ich angenommen hatte.
Vor allem der Zeitdruck wegen der sich ändernden Wetterbedingungen machten die Fotografie mit dem SEL18105G unmöglich.
Vielleicht ergibt sich ja Anfang Februar nochmal ein Zeitfenster mit wolkenlosem Himmel, in dem ich noch einen weiteren Versuch mit dieser Linse starten kann. Ich wäre schon sehr gespannt gewesen, wie der Komet mit annähernd doppelter Brennweite gewirkt hätte.
Auch wenn die Bedingungen nicht optimal und die Brennweite letzten Endes viel zu kurz war, bin ich mit dem Ausgang dieses Experiments sehr zufrieden.
Wie ich eingangs schon schrieb, hat man besser ein unspektakuläres Bild als gar kein Bild dieses Kometen, der nun erstmal wieder ein paar tausend Jahre auf sich warten lässt. 😎
Hallo Hendrik,
wenn ich deine Bilder so anschaue, glaube ich auch es geschafft zu haben.
Meine Bilder sehen genauso aus und es ist ein heller Punkt in der Mitte.
Nach Positionsbestimmung per Stellarium sollte es nämlich die richtige Position gewesen sein.
Mal sehen, wenn der Mond jetzt kleiner wird und die Wolken wieder verschwinden, versuche ich nochmal.
Viele Grüße
Bernd
Hi Bernd,
na dann Glückwunsch zum „Einfangen“ des grünen Kometen! 🙂
Wie im Beitrag geschrieben hatte ich auch meine Probleme und ihn dann mehr durch Zufall auf dem Kameradisplay entdeckt.
Viele Grüße
Hendrik