Gute zwei Jahre ist es her, dass ich meine ersten Erfahrungen mit Adobe Lightroom (LrC) und Photoshop machte.
Irgendwie wurde ich nicht mit der Software warm. Das einjährige Abo verstrich, ohne dass ich wirklich nennenswert mit den Adobe-Tools arbeitete oder gar meine Astrofotos damit entwickelte.
Vor wenigen Tagen überkam mich wieder einmal die Experimentierfreude, da ich gefühlt mit darktable und GIMP bei der Entwicklung meiner Astrofotos an qualitative (oder persönliche 😉 ) Grenzen stoße und mir die jüngsten Bilder trotz Entrauschung mithilfe von Topaz Denoise AI zu verpixelt waren.
So erstand ich für günstige 94,99 ein Jahresabo bei amazon.de, installierte die Software und legte direkt los.
Die Basics kannte ich ja bereits, sodass ich direkt mit zwei meiner diesjährigen Lieblingsaufnahmen und deren Entwicklung startete.
Inhalt:
Usability / Ergonomie
Die Usability bzw. Ergonomie suchen ihresgleichen. – Keine Neuigkeit, schon vor zwei Jahren war ich davon begeistert.
Die Software wirkt durchdacht und lässt sich sehr intuitiv bedienen.
Auch wenn ich aus dem darktable- bzw. GIMP-Lager komme, sind die verschiedenen Prozessschritte identisch und bedürfen keiner größeren Umgewöhnung. Irgendwie dreht sich ja doch alles um die Verstärkung des Kontrasts. 😉
Versteht man GIMP, versteht man Photoshop. Versteht man darktable, versteht man Lightroom (LrC).
Das große AAAAAABER…..: Die Umgewöhnung ist eine Geduldsprobe.
Das wäre alles zu schön um wahr zu sein.
Was mich wirklich viel Zeit kostet(e) und mich erheblich ausbremst(e), sind die unterschiedlichen Shortcuts und Bedienelemente bzw. deren Anordnung.
Das ist weniger ein Problem beim Umstieg von darktable auf Lightroom, sondern betrifft vielmehr
und dessen Pendant Photoshop.Alleine das Hineinzoomen ins Bild ist anders gelöst. Die Gesamte GUI ist vollkommen anders angeordnet. Kein Shortcut ist gleich.
Das bremst zunächst ziemlich aus, aber wenn man sich etwas dahinter klemmt, stellt man schnell fest, dass Photoshop – wie sollte es angesichts dessen Popularität auch anders sein – gut durchdacht ist und sich nach einiger Umstellungszeit intuitiv bedienen lässt.
Ich erwische mich aber oft dabei, wie ich durch die Menüs eiere oder Shortcuts googeln muss, um eine Funktion anwenden zu können.
Kleines Beispiel gefällig? In GIMP gibt es den Menüpunkt „Ebene aus Sichtbarem“. Nicht so in Photoshop (zumindest habe ich es noch nicht gefunden). Dort versteckt sich diese Funktion hinter dem Shortcut STRG + SHIFT + ALT + E. Intuitiv, oder? 😉
Das ist anfangs eine Geduldsprobe, bleibt einem aber beim Wechsel jeglicher Software nicht erspart. Nach Eingewöhnung geht das aber richtig gut von der Hand.
Genial für Astrofotos / Killerfeature: Funktion „Himmel maskieren“
Oben schrieb ich schon, dass die Usability – abgesehen von der Umgewöhnungsphase – wirklich hervorragend ist.
Ein großes Problem beim Entwickeln von Astrofotos mit GIMP ist die Freistellung des Sternenhimmels bzw. das Zusammenfügen von Vorder- und Hintergrund von Astrofotos.
In Lightroom sowie in Photoshop gibt es hierzu die unscheinbare Funktion „Himmel auswählen“. Nach Selektion erstellt die Software eine sehr präzise Maske entlang des Horizonts. Genial: Das spart Zeit und erhöht die Qualität erheblich. Der Übergang vom Horizont zum Himmel kann perfekt entwickelt werden.
Auch schwierige Elemente, die in den Himmel hineinragen werden dabei berücksichtigt.
Dieses Feature stellt eine erhebliche Erleichterung im Workflow zur Entwicklung meiner Astrofotos dar und lässt das Gesamtergebnis wesentlich natürlicher (sofern man hiervon bei Astrofotos überhaupt sprechen kann) erscheinen.
Quellmaterial fürs Stacking: DNG mit Vorteil gegenüber TIFF?
Bisher sah mein Workflow vor, dass ich die in darktable vorbereiteten Files (Entfernung chromatischer Aberrationen sowie Objektivkorrektur) als TIFF-Dateien unkomprimiert exportierte und diese in Sequator stackte, um das Bildrauschen zu reduzieren.
In Lightroom exportierte ich die analog zum darktable-Workflow angepassten Quelldateien als DNG-Files (anstatt als TIFF), welche Sequator ebenfalls verarbeiten kann.
Interessanterweise waren die mit DNG-Dateien gestackten Resultate qualitativ wesentlich hochwertiger und enthielten mehr Bildinformationen. Bei gleichem Workflow in Lightroom war das gestackte Bild mit DNG-Quellmaterial wesentlich schöner anzuschauen.
Die Ursache kann ich mir bislang aber nicht erklären. Hier wäre noch etwas Nachforschung angesagt, zu der mir momentan leider die Zeit fehlt.
Erstklassige Ergebnisse beim Entrauschen mit Topaz Denoise AI
Trotz des inzwischen in Lightroom integrierten „RAW-Entrauschers“ verwende ich Topaz Denoise AI (bzw. Photo AI) zum Optimieren meiner Astrofotos.
Während die Software das Quellmaterial von
bzw. GIMP nicht perfekt vom lästigen Signalrauschen befreien konnte, klappt das mit den Adobe-Exporten problemlos. Am Ende bleiben keine Artefakte bestehen und Bildrauschen sucht man vergeblich.Woran das liegt, weiß ich nicht. Die Ergebnisse in diesem Punkt sprechen jedoch für sich. Sternenhimmel, Milchstraße und galaktisches Zentrum weisen nach Optimierung mit Topaz keinerlei Artefakte mehr auf und das Bild sieht aus, als wäre es mit ISO 100 gemacht worden. Zum Teil ist das sicherlich vom Umstieg von TIFF auf DNG beim Stacking zurück zu führen.
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Ergebnisse
Vermutlich hörst bzw. liest Du es schon aus den vorigen Zeilen heraus: Ich bin dieses Mal ziemlich angetan von Lightroom / Photoshop.
Die Ergebnisse, die ich mit kurzer Eingewöhnung erzielen konnte, waren – aus meiner Sicht – schon ziemlich beeindruckend und ein großer Fortschritt zu den analog mit darktable und GIMP entwickelten Bildern.
Sicherlich lässt sich auch mit darktable / GIMP noch mehr aus den Bildern herausholen, doch bräuchte das erheblich mehr Zeit und Knowhow.
Bild #1: Holzstapel
Ich versuchte mich an einem meiner diesjährigen Lieblingsmotive, das ich Mitte / Ende April aufgenommen habe:
Das obige Bild habe ich ursprünglich mit darktable und GIMP entwickelt und danach noch via Topaz Denoise AI entrauscht.
Im Vergleich hierzu sieht das Ergebnis mit Lightroom folgendermaßen aus:
Das finde ich schon ziemlich beeindruckend. Ich habe in diesem Bild keine Sterne reduziert und nur mit Lightroom gearbeitet. Photoshop war nicht einmal nötig, da ich in Lightroom Vorder- und Hintergrund problemlos getrennt voneinander bearbeiten konnte.
Beim Stacking mit Sequator und der anschließenden Bearbeitung in darktable hatte ich immer mit abgesoffenen Farben im Vordergrund zu kämpfen. Anders mit Lightroom. Eventuell liegt das ebenfalls am DNG-Quellmaterial, das mehr Bildinformationen enthält.
Die Milchstraße ist im „Adobe-Bild“ wesentlich detailreicher und „schärfer“ abgebildet, und die Farben sind satter. Die Sterne strahlen ebenfalls stärker. – Das alles wohlgemerkt mit wenig Einarbeitung und Adobe-Erfahrung.
Bild #2: Strohballen
Analog wie bei Bild #1 verhält es sich auch mit dem zweiten Bild, das ich im Frühjahr 2023 aufnahm und mit darktable, Sequator sowie GIMP entwickelte:
Gleiches Resultat wie beim ersten Bild: Die entwickelte Lightroom-Aufnahme wirkt natürlicher, harmonischer, die Konturen der Milchstraße sind deutlicher zu erkennen und die Farben sind insgesamt ansprechender:
Fazit
Im zweiten Anlauf hat mich das Lightroom- und Photoshop-Fieber gepackt.
Die Ergebnisse, die ich ohne tiefgreifendere Kenntnisse der Software erzielen konnte, sind schon sehr beeindruckend. Das macht Lust auf mehr.
Vor allem die Möglichkeit, den Himmel auf Knopfdruck zu maskieren, erleichtert die Entwicklung von Astrofotos ungemein, spart Zeit und erhöht die Bildqualität enorm.
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Daher werde ich in naher Zukunft meinen Fokus auch auf Adobe Lightroom bzw. Photoshop setzen und meine Bilder auch mit dieser Software entwickeln.
Es sieht so aus, als ließe sich mit diesen Tools nochmals ein großer Qualitätssprung erzielen.
Unbestritten bleibt aber die Tatsache, dass auch mit der kostenlosen Software darktable und GIMP erstklassige Ergebnisse erzielbar sind. In Sachen Ergonomie und Usability suchen jedoch Lightroom bzw. Photoshop ihresgleichen.
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Weiterführende Themen:
- Astrofotografie: Einstieg & Basiswissen
- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
- Tipps und Tricks zu darktable
- darktable: Astrofotos wie mit Lightroom entwickeln
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick