Auf Instagram folge ich mittlerweile einigen Gruppen und Personen, die regelmäßig atemberaubende Landschafts-Astroaufnahmen der Milchstraße veröffentlichen.
Einige dieser Aufnahmen wirken dabei so perfekt, dass es sich beinahe schon zwangsläufig um Fakes handeln muss. Einige User schreiben sogar, dass es sich um gefakte Aufnahmen handelt.
Dabei werden beliebige Vordergrundmotive mit mehr oder weniger spektakulären Aufnahmen der Milchstraße kombiniert.
Das kann man gut finden, muss es aber nicht. Ich persönlich sehe keinen Sinn darin und finde solche Bilder nicht authentisch.
Tatsächlich nehmen solche Fotos in den letzten Wochen und Monaten verstärkt zu. Wenn man sich selbst viel und intensiv mit der Entwicklung von Astrofotos befasst, entwickelt man beinahe zwangsläufig einen Blick dafür, solche Fakes relativ zielsicher zu erkennen.
Mein erstes Fake-Foto
Auch wenn ich selbst nichts mit solchen zusammen gewürftelten Fotos anfangen kann, hat mich das Thema nach meinen Flops im Mai gereizt.
Wegen des schlechten Wetters im eigentlich für die Milchstraßenfotografie am besten geeignetsten Monat habe ich keine einzige Aufnahme zustande gebracht. Der einzige Ausflug, den ich zwecks Astrofotografie unternahm, war nicht von Erfolg gekrönt:

Die Aufnahme an sich gefällt mir von der Bildkomposition her ganz gut. Auch die Shooting-Location macht etwas her und ich werde in naher Zukunft auf alle Fälle dorthin zurückkehren (hoffentlich bereits im Juni). Bleibt nur das Problem, dass außer Wolken und vereinzelten Sternen weit und breit keine Milchstraße zu sehen ist.
Kein Problem, dann fake ich mir eben einfach auch mal ein Astrofoto und komme damit wenigstens meinem Spieltrieb nach. 😉 Darüber hinaus gewinne ich so wenigstens die Erkenntnis, wie das Foto beim nächsten Mal wirken könnte, wenn ich den Standort aufsuche.
Der Vordergrund steht also schon, fehlt nur noch der Hintergrund!
Praktischerweise habe ich beim Shooting der April-Milchstraße eine Aufnahme gemacht, die ziemlich viel Himmel und ziemlich wenig Vordergrund enthält:
Wenn sich dieser Himmel mal nicht perfekt für die Integration in meine missglücktes Mai-Aufnahme eignet! 😎
Entwicklung bzw. Composing mit GIMP
Los geht’s mit der Entwicklung meines ersten Astro-Fake-Fotos mit GIMP. Als Voraussetzung dienen natürlich die beiden in darktable entwickelten Bilder von oben.
Die einzelnen Entwicklungsschritte können insgesamt meinem Tutorial https://www.focustoinfinity.de/step-by-step-milchstrasse-fotografieren-und-mit-freeware-entwickeln/.
In GIMP ging ich wie folgt vor:
- Zuerst einmal habe ich beide vorherigen Fotos als Ebenen in GIMP importiert.
- Im nächsten Schritt habe ich den Vordergrund der Mai-Aufnahme freigestellt.
- Da wegen der starken Kontrastunterschiede beider Aufnahmen harte Kanten entlang des Horizonts zu sehen waren / sind, habe ich den Übergang zum Himmel noch mit einem Farbverlaufsfilter versucht sanfter zu gestalten.
- Den Kontrast der Milchstraße im Hintergrund habe ich noch etwas mit dem GIMP’schen Wertemodul gepimpt und die Sterne mittels der Anti-Nudge entfernt.
- Zu guter Letzt habe ich die Ebene des Sternenhimmels relativ zum Vordergrund noch so weit verschoben, dass er sich harmonisch ins Gesamtbild einfügt.
- Danach noch ein paar Anpassungen zum Feinschliff der Fotos, wie ich sie bereits im Beitrag Schritt 4: Feinschliff von Astrofotos der Milchstraße mit GIMP beschrieben habe.
Et voila – mein erstes Astro-Fake-Foto war fertig:
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich wüsste nicht, wie man diese gefakte Aufnahme von einer echten unterscheiden sollte.
Fazit
Den Sternenhimmel bei Fotos auszutauschen ist also kein Problem. Das funktioniert sogar so gut, dass es im Nachhinein von der großen Mehrheit der Betrachter vermutlich nicht einmal erkannt wird.
Mehr als ein fragwürdiger Zeitvertreib ist diese Methodik in meinen Augen jedoch nicht, da dann das Endergebnis nichts mehr mit der eigentlichen Aufnahme zu tun hat.
Spinnt man den Gedanken weiter, kann man sich auch gleich im Netz Vorder- und Hintergründe zusammenklauben und diese wild miteinander kombinieren.
Der eigentliche Sinn des Fotografierens, nämlich eine gewisse Stimmung für die Nachwelt zu konservieren, wird damit meiner Meinung nach verfehlt.

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