
Endlich hatte ich bei meiner Jagd nach dem Jahrhundertkometen C/2023 A3 mit dem wenig einprägsamen Namenszusatz Tsuchinshan-ATLAS Erfolg.
Leider gibt es aber einen Wehrmutstropfen: Da ich mangels Zeit zuvor annähernd keine Möglichkeiten zu einer präzisen Planung hatte, musste ich leider bei der Entwicklung improvisieren und mir mit einer Art Fotomontage behelfen, um den Kometen in Szene zu setzen. Das ist normalerweise nicht mein Anspruch, aber (Zeit-)Not macht eben erfinderisch.
Doch jetzt erst einmal alles der Reihe nach.
Inhalt:
Endlich wolkenfrei: Wetter, Planung und Equipment
Am Abend des 21.10.2024 brach ich gegen 19:45 Uhr zu meinem vierten Versuch auf und fand endlich einen wolkenfreien Himmel vor. Mit ca. 13°C waren die Temperaturen sehr angenehm.
Ich suchte eine bekannte Location auf, von der aus ich zwar einen guten Blick nach Westen hatte, es mir allerdings an Vordergrundmotiven mangelte.
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Immerhin konnte ich vom gleichen Standort vor ca. einem Jahr schon einmal den Kometen 12P/Pons-Brooks ganz ohne Trickserei fotografieren.
Bei meinem jüngsten Versuch war ich schwer beladen: Neben meiner Sony Alpha 7 III hatte ich gleich noch meinen Startracker, den Star Adventurer 2i, das Samyang 135mm f/2 sowie mein Tamron 28-75mm f/2.8 dabei.
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Sichtbedingungen
Vor Ort waren die Sichtbedingungen alles andere als optimal. In „Kometenrichtung“ fand sich sehr viel Lichtverschmutzung, jedoch hatte C/2023 A3 zu der Zeit noch eine Höhe von mehr als 20° am Horizont und ließ sich trotzdem ganz gut fotografieren.
Mit bloßem Auge sehen konnte ich ihn allerdings nicht. Mag sein, dass ich (wetterbedingt) einfach zu spät dran war, denn seine geringste Entfernung zur Erde hatte der Komet schon am 13. Oktober erreicht und entfernt sich seither schnell. Entsprechend schnell nimmt er auch an Leuchtkraft ab.
Kometensuche: Milchstraße als Beifang
Nachdem ich meinen Startracker eingenordet hatte, montierte ich zunächst die Alpha 7 III mit dem Tamron 28-75mm und machte einige Testaufnahmen bei 28mm in Richtung des Kometen, um diesen überhaupt ausfindig machen zu können.
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Das ging auch erstaunlich schnell – von Pons-Brooks war ich das anders gewöhnt: Schon bei einer meiner ersten Aufnahmen war er deutlich am Himmel zu erkennen – direkt neben der Milchstraße, die wegen der Jahreszeit und der Lichtverschmutzung nur noch ein Schatten ihrer selbst war. Immerhin das galaktische Zentrum lässt sich auf dem Bild für den geübten Beobachter in Horizontnähe noch ausmachen.
Ich belichtete mit 20sec bei ISO 640 und Blende f/2.8 und machte 8 Aufnahmen, die ich im Rahmen der Entwicklung mit Sequator stackte und schließlich mit Lightroom und Photoshop entwickelte:

Das war ein ganz ordentlicher Auftakt.
Interessanter Nebenaspekt: Ich stellte fest, dass sich das Tamron bei Offenblende hervorragend für die Astrofotografie eignet. Sterne im besonders kritischen Bereich der Ecken wurden ohne jegliche Abbildungsfehler punktförmig dargestellt. Kein Koma, keine chromatischen Aberrationen. Da können sich viele Objektive eine Scheibe davon abschneiden. Nicht einmal das Sony SEL24F14GM oder das SEL20F18G bekommen das so gut hin.
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Nachdem das Bild im Kasten war, zentrierte ich schließlich den Kometen auf dem Display und montierte das 135mm Samyang.
Komet in voller Pracht mit 135mm
Die Strategie ging voll auf: Direkt nachdem ich das Samyang aufs Bajonett der Sony Alpha geschraubt und beide wieder auf dem Startracker montiert hatte, erschien der Komet recht prominent in der Mitte des Kameradisplays.
Es entstand das bereits eingangs gezeigte Bild des Jahrhundertkometen:

Im Zuge der Entwicklung versah ich das Bild noch mit etwas Vignette als Stilmittel, um den Blick aufs Wesentliche zu lenken.
Foto-montiert: Jahrhundertkomet vor der Rebberghütte, horizontal
Nun stand ich vor einem Dilemma: Denn alleine der Komet machte (in meinen Augen) noch kein schönes Bild. Mangels Vorbereitungsmöglichkeiten hatte ich am Standort aber leider auch keine Möglichkeit, ein anspruchsvolles Vordergrundmotiv zu suchen. Die Möglichkeiten zur Bildkomposition waren wirklich suboptimal.
Besser wurde das auch nicht durch die 135mm lange Brennweite, welche die Wahl eines ansprechenden Vordergrundmotivs zusätzlich erschwerte. In der Regel ist die Bildkomposition in der Astrofotografie leichter, je kürzer die Brennweite ist.
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Zwecks Illustration der Dimensionen des Kometen entschied ich mich schließlich dazu, an meinem Standort ein Vordergrundmotiv zu wählen, das (ganz und gar) nicht auf einer Linie mit dem Kometen lag.
Sprich: Ich bastelte mir eine Fotomontage zusammen…

Alles in allem gefällt mir das entstandene Bild trotzdem ganz gut – auch wenn das schlechte Gefühl bleibt, dass ich in diesem Fall ziemlich in die Trickkiste gegriffen habe.
Für den Vordergrund machte ich nur eine einzige Aufnahme, für den Hintergrund stackte ich mit Sequator schließlich 8 Einzelfotos, um den Kometen besser herausarbeiten zu können.
Foto-montiert: Jahrhundertkomet vor der Rebberghütte, vertikal
Das Procedere wiederholte ich schließlich nochmals für ein vertikales Bild. Auch hier machte ich ein einzelnes Bild des Vordergrunds und stackte 8 vertikale Aufnahmen des Kometen:

Fazit
Endlich habe ich es geschafft, den Kometen vor die Linse zu bekommen. Nach vier Versuchen hatte ich die Hoffnung schon fast aufgegeben.
Mangels Vorbereitungszeit musste ich leider im Rahmen der Entwicklung in die Photoshop-Trickkiste greifen und ein Bild kreieren, das es so eigentlich gar nicht gegeben hatte. Allerdings wäre die Bildkomposition bei langer Brennweite wegen der enormen Höhe von mehr als 20° ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.
Davon abgesehen bleibt mir der Abend dennoch in guter Erinnerung und vielleicht habe ich ja noch einmal Glück und kann einen Blick auf den Jahrhundertkometen erhaschen, bevor er am 25. Oktober allmählich wieder von der Bildfläche verschwindet und erst in 80.000 Jahren zurückkehren wird.

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