Die Saison zur Fotografie der Milchstraße ist beendet. – Das galaktische Zentrum ist in Deutschland bis Februar 2025 nicht mehr oberhalb des Horizonts zu sehen bzw. zu fotografieren.
Doch das ist kein Grund zum Trübsal blasen. Immerhin stattete uns jüngst der Jahrhundertkomet C/2023 A3 einen Besuch ab und gab ein sehr spannendes Fotomotiv ab.
Am Abend des 28. Oktober wollte ich ihn nochmal vor die Linse bekommen und brach gegen 18:30 Uhr auf. Dabei war diesmal ausnahmsweise nicht meine Sony Alpha 7 III, sondern die Alpha 6400 samt Samyang 135mm f/2 und meinem Startracker Star Adventurer 2i.
Da sich der Komet zwischenzeitlich schon weit von der Erde entfernt hatte, hoffte ich ihn mithilfe des 1,5fachen Crop-Faktors meiner Alpha 6400 in Kombination mit dem 135mm-Samyang dennoch formatfüllend ablichten zu können.
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Mein eigentlicher Plan bzw. mein Hauptziel an diesem Abend war jedoch die Anfertigung eines Deepscape-Bildes. – D.h. eines Bildes, das ein Deep Sky-Objekt mit einem ansprechenden Vordergrund vereint. Reiner Deep Sky-Fotografie kann ich nämlich irgendwie momentan nichts abgewinnen, da das Hauptmotiv in meinen Augen immer gleich aussieht und der Fokus mehr auf der Technik als auf der Kreativität bei der Bildgestaltung liegt. Genau diesen Aspekt der kreativen Bildkomposition finde ich auch so interessant bei meinen Astrofotos der Milchstraße.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Milchstraße":
Wenn Du übrigens wissen willst, wann sich die Plejaden oder andere Deep Sky-Objekte genau fotografieren lassen, wirf gerne einen Blick auf meinen Astrokalender bzw. auf meinen Kalender für die Fotografie der Plejaden.
Jetzt bin ich aber erst einmal genug vom eigentlichen Thema abgekommen… los geht’s mit dem Beitrag.
Inhalt:
Wetterbedingungen
Die Wetterbedingungen waren eigentlich perfekt: Den ganzen Tag war kein Wölkchen am Himmel zu sehen und als ich aufbrach war es mit 15°C für Ende Oktober erfreulicherweise noch angenehm warm.
Schon beim Weg zu meinem Spot bemerkte ich aber Wolkenschleier in östlicher Richtung, die mein Hauptziel des Abends – die Fotografie der Plejaden – in Frage stellten.
Vor Ort bestätigte sich meine Vermutung dann endgültig. Wenigstens gen Westen war die Sicht glasklar und ich machte mich an den Aufbau meines Equipments, um zunächst C/2023 A3 abzulichten.
Aufbau: Frust mit dem Startracker
Der Aufbau des Startrackers bzw. vor allem die Ausrichtung der Kamera trieb mich diesmal fast in den Wahnsinn. Zur Abwechslung hatte ich nämlich mal wieder das Gegengewicht im Gepäck und stellte fest, dass es mir in dieser Hinsicht sehr an Praxiserfahrung mangelt. Während ich mit dem Star Adventurer im Sommer ohne Gegengewicht gut zurecht kam, frickelte ich nun beinahe eine halbe Stunde an der Balance meiner Kamera herum und suchte verzweifelt den Kometen im Display, den ich zwar einmal kurz zu Gesicht bekommen hatte, dann aber wegen einer Korrektur des Gegengewichts wieder aus den Augen verlor.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Startracker":
Ehrlich gesagt war diese Erfahrung beinahe zum Abgewöhnen. Entweder ich stelle mich zu doof an, oder es ist tatsächlich eine Quälerei, die Kamera samt Gegengewicht auf dem Startracker richtig auszubalancieren und auszurichten.
Wie auch immer: Irgendwann hatte ich es dann geschafft und die Kamera auf den Kometen ausgerichtet.
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Kameraeinstellungen
Ich verwendete den internen Intervallaufnahmemodus und machte meine Aufnahmen an diesem Abend allesamt mit ISO 400 (ISO-Invarianz!), 30sec Belichtungszeit sowie Blende f/2.8.
Nebendarsteller: Der Jahrhundertkomet
Für den Jahrhundertkometen reichte meine Geduld für 10 Einzelaufnahmen mit je 30sec Belichtungszeit – länger nicht:
Da er auf den Fotos aber im Vergleich zu meiner ersten Sichtung schon einiges an Größe und Helligkeit eingebüßt hatte, verlor ich schnell das Interesse und wechselte zum Hauptmotiv des Abends.
Hauptdarsteller: Die Plejaden
Die Plejaden wollte ich über der hiesigen Yburg fotografieren – letztere musste in den letzten Monaten und Jahren schon für einige Bildkompositionen herhalten ;-).
Leider waren die eingangs erwähnten Wolken im Osten noch nicht verschwunden und ich konnte diese Sternenkonstellation auch nicht mit bloßem Auge ausfindig machen.
Nach erneutem Gefrickel mit dem Startracker hatte ich sie dann aber doch glücklicherweise mit meiner Kamera anvisiert, sodass ich die Plejaden gut auf dem Display erkennen konnte. 😎
Ich entschied mich dazu, die Konstellation und den Vordergrund im Hochformat zu fotografieren.
Dazu machte ich zunächst eine Aufnahmeserie der Plejaden, von denen ich letztendlich wegen den Sichtbedingungen bzw. wegen Unschärfe nur sieben Fotos für die weitere Entwicklung verwenden konnte. Danach schwenkte ich die Kamera unter größter Vorsicht nach unten (um die Ausrichtung des Startrackers nicht zu verhunzen), damit ich die Burg und etwas mehr Vordergrund aufs Bild bekommen konnte. Dazu schaltete ich den Startracker aus und machte drei weitere Fotos. – Eben das typische Procedere für Astrofotos, die mit dem Startracker entstehen. Denn durch die Nachführung der Sterne wird der Vordergrund unscharf. Um das zu vermeiden, muss man zwangsläufig immer getrennte Aufnahmen von Vorder- und Hintergrund machen und diese zuhause im Zuge der Bildentwicklung zusammenführen.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Entwicklung":
Glücklicherweise stellte ich schon auf dem Kameradisplay fest, dass sich genau in Höhe der Plejaden eine kleine Wolkenlücke aufgetan hatte, die eine nahezu freie Sicht erlaubten.
Nachdem ich meine Bilder mit Sequator gestacked und mit Adobe Lightrooom Classic bzw. Photoshop entwickelt hatte, entstand letztendlich das nachfolgende Bild:
Mit diesem Bild bin ich diesmal wirklich extrem zufrieden. Vor Ort hätte ich mir noch nicht träumen lassen, wie gut das Ergebnis (nach meinem subjektiven Empfinden) werden würde.
Da ich ohnehin bekennender „Astrofoto-Wolkenfan“ bin, kann ich mit diesen sehr gut leben. In meinen Augen bereichern diese sogar das Bild.
Fazit
Leider ging bei meinem Ausflug der Jahrhundertkomet Tsuchinshan-ATLAS etwas unter. Dieser hatte sich mittlerweile schon zu weit entfernt und gab und wird wohl erst wieder in 80.000 Jahren zurückkehren. Schade, dass ich bei meinen insgesamt sechs Versuchen nur zweimal erfolgreich war und mir das Wetter Mitte Oktober einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Das Unterfangen hat sich aber trotzdem absolut gelohnt, auch wenn mich mein Startracker fast zur Verzweiflung getrieben und die Wolken beinahe die Sicht auf das Wesentliche versperrt hätten, entstand doch noch ein hervorragendes Ergebnis. Derzeit überlege ich, ob ich künftig wenigstens das Einnorden mit einem Laserpointer erledigen werde, um mir zumindest einen Teil des stressigen Aufbaus zu erleichtern.
An der Deepscape-Fotografie habe ich jedenfalls Gefallen gefunden, bietet diese doch deutlich mehr Möglichkeiten zur kreativen Bildgestaltung, als die reine Deep Sky-Fotografie. Den nächsten Versuch werde ich spätestens Ende November starten, wenn sich der Orionnebel abends über die Berge und Baumwipfel des Schwarzwalds erhebt. – Vorausgesetzt das Wetter spielt diesmal mit. 😎
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