Weiter geht’s mit dem nächsten Deep-Sky-Anfängerobjekt: Dem Orionnebel bzw. der Orion-Sternenkonstellation
Nach der Andromedagalaxie und den Plejaden ist dieses Objekt dank der sehr auffälligen Sternenanordung ebenfalls ziemlich einfach am Nachthimmel ausfindig zu machen und zu fotografieren.
Inhalt:
Ziel: Die Orion-Sternenkonstellation
Das Ziel der Begierde war natürlich, wie oben erwähnt, die Orion-Sternenkonstellation. Ich hatte allerdings bereits einen Fehlschlag mit meiner Sony Alpha 7 III und dem SEL55F18Z hinter mir und wollte es diesmal etwas anders angehen.
Da ich reine Deep-Sky-Astrofotos zwar schön, aber irgendwie auch unkreativ finde – schließlich fotografieren weltweit tausende andere exakt die gleichen Motive – wollte ich die Sternenkonstellation wenigstens mit einem regionalen Vordergrund in Szene setzen, um dem resultierenden Bild etwas mehr Individualität zu verschaffen.
Ausrüstung und Einstellungen
Keine Überraschung: Im Gepäck waren meine Sony Alpha 6400, das Samyang 135mm f/2 sowie mein Startracker Star Adventurer 2i.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Star Adventurer":
Der Aufbau des Startrackers ging diesmal recht schnell von der Hand.
Da der Orionnebel der Kamera einen recht hohen Dynamikumfang abverlangt, entschied ich mich, mit nur 30sec Belichtungszeit bei Blende f/2.8 und ISO 400 zu fotografieren. Insgesamt machte ich in einer Stunde ca. 60 Einzelaufnahmen.
Wetter und Sichtbedingungen
Das Wetter war seit langem endlich wieder hervorragend und es waren beinahe keine Wolken am Himmel zu sehen.
Bei eisigen -4°C bevorzugte ich dieses Mal das Auto und war nicht mit dem Rad unterwegs.
Gegen 19:30 Uhr machte ich mich auf den Weg. Eine gute Stunde konnte ich für die Aufnahme entbehren – eigentlich viel zu wenig für Deep-Sky-Verhältnisse. Aber immerhin besser als gar nichts.
Die Sicht auf den Sternenhimmel war einwandfrei, wenngleich es in Horizonthöhe etwas dunstig war.
Nach einer Stunde war ich – trotz des Autos als Rückzugsort – extrem durchgefroren. Längere Zeit hätte ich vor Ort nicht verbringen wollen.
Ergebnis: Orionnebel und Pferdekopfnebel inklusive Vordergrund
Hier nun das Endergebnis:
Eigentlich bin ich mit dem Bild recht zufrieden.
Natürlich handelt es sich hier um ein Composing, d.h. Himmel und Vordergrund wurden zwar vor Ort, aber unabhängig voneinander gemacht und in der Nachbearbeitung zusammen gefügt.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "vor Ort":
Der Grund ist einfach: Orion stand schon viel zu hoch am Himmel. Außerdem hätte ich die feinen Details in der Nachbearbeitung nicht herausarbeiten können, hätte ich die Aufnahme des Sternenhimmels direkt in Horizontnähe gemacht. Zu groß wäre dort die Beeinträchtigung durch Dunst und Lichtverschmutzung gewesen.
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Vor allem bei der Landschafts-Astrofotografie der Milchstraße stellt Composing für mich eigentlich ein No-Go dar, jedoch lässt es sich bei der Deep-Sky-Fotografie nur schwer vermeiden. – Zumindest nach meinen bisherigen Erfahrungen. Schließlich und letztendlich zählt aber das Ergebnis.
Der Himmel sieht außerdem recht milchig aus, allerdings konnte ich den Kontrast nicht stärker anpassen, ohne Detailverluste der nur am PC-Bildschirm sichtbaren, roten Nebel bspw. am linken Rand in Kauf zu nehmen.
Letzten Endes hatte ich auf dem Bild übrigens nicht nur den Orionnebel eingefangen, sondern auch gleich noch den Pferdekopfnebel. Linkerhand angedeutet, aber wegen der „kurzen“ Belichtungszeit von einer Stunde leider nur unvollständig sichtbar, befindet sich der Nebel „Casper der freundliche Geist“ bzw. Messier 78. Verrückte Namen, die diese Deep Sky-Objekte tragen… 😉
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Belichtungszeit":
Bildentwicklung: Lightroom Classic, Photoshop, Sequator – die üblichen Verdächtigen
Bei der Bildentwicklung gibt es auch diesmal keine Überraschungen:
Die Aufnahmen stackte ich zunächst in Sequator und bearbeitete sie schließlich mit Photoshop. Lightroom Classic verwendete ich eigentlich nur zur Bildorganisation und um mir eine Übersicht über die zahlreichen Aufnahmen zu verschaffen.
In Photoshop unterzog ich schließich die gestackte Aufnahme einem intensiven Stretching, korrigierte den Gradienten mithilfe des Photoshop-Plugins GradientXTerminator und trennte Sterne und Hintergrund mit dem Plugin StarXTerminator, um diese jeweils in separaten Ebenen bearbeiten und entwickeln zu könnnen.
Den Vordergrund hatte ich separat aufgenommen und verschmolz diesen schließlich mit dem Sternenhimmel.
Die Bildbearbeitung war insgesamt ziemlich aufwendig bzw. zeitintensiv. Das liegt einerseits an fehlender Routine – schließlich war bzw. bin ich bisher in der Entwicklung von Milchstraßen-Fotos zuhause.
Andererseits hatte ich auch noch mit zwei ziemlich unangenehmen Problemen zu kämpfen, auf die ich nachfolgend kurz eingehen werde.
Probleme: Von Fingerabdrücken und Streifen auf dem Kamerasensor
Bei der Entwicklung entstanden insbesondere beim Stretching der Bilddaten schwarze Kreise, die ich auf den ursprünglichen Aufnahmen nicht wahrgenommen hatte:
Wie ich schnell richtig vermutete, handelte es sich dabei um Fingerabdrücke auf der Frontlinse meines Samyang 135mm f/2. Ziemlich ärgerlich!
Ich hatte das Objektiv gebraucht gekauft und bisher noch keiner „Grundreinigung“ unterzogen. Die Fingerabdrücke waren auch nicht mit flüchtigem Blick auf die Linse erkennbar.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Objektiv":
Außerdem ging ich bisher davon aus, dass geringfügige Fingerabdrücke die Aufnahmequalität so gut wie gar nicht beeinträchtigen. Ich hatte mich wohl geirrt. Vor allem bei der Deep Sky-Fotografie und dem notwendigen Stretching treten diese aber verstärkt zutage. Mit einem Objektivreinigungstuch konnte ich die Fingerabdrücke dann aber schnell und einfach entfernen.
Eines habe ich daraus gelernt: Ich werde in Zukunft penibelst darauf achten, dass die Frontlinse einwandfrei geputzt ist.
Ein weiteres Problem, das ich beim Stretching feststellte, waren horizontale Streifen im dunklen Bereich.
Diese hatte ich schon auf einigen anderen Aufnahmen bemerkt, aber mir nichts weiter dabei gedacht und den Effekt ebenfalls auf das extreme Stretching geschoben.
Als ich allerdings den Sensor der Alpha 6400 einmal wieder auf Staubkörnchen untersuchte, traute ich meinen Augen nicht: Der Sensor selbst war von milchigen Streifen überzogen.
Der Grund war mir schnell klar: Vor Monaten hatte ich den Sensor mithilfe eines Fluids gereinigt, das ich dann wohl im Nachgang nicht ausreichend beseitigt hatte. Glücklicherweise konnte ich nochmal mit einem „Cleaning Swab“ nachwischen und die Streifen waren verschwunden.
Fazit
Das war wieder eine lehrreiche Session für mich.
Angefangen bei der problematischen Fotografie des Orionnebels bei eisigen Temperaturen über Fingerabdrücke und Sensorflecken habe ich einiges lernen können, das ich in Zukunft sicherlich berücksichtigen werde.
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Weiterführende Themen:
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- Astrofotografie FAQ: Häufige Fragen einfach erklärt. Voraussetzungen, Kameraeinstellungen, Bildentwicklung.
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- Astro-Einstellungen für Sony Alpha 6400
- Astrofotografie-Kalender: Mond, Sternschnuppen, Milchstraße und Deep Sky-Objekte auf einen Blick
Hallo Hendrik,
womit reinigst Du denn Deinen Chip? Ich nutze das VSGO Sensor Reinigungsset (Amazon: https://www.amazon.de/dp/B09M8HVTZX?psc=1&ref=ppx_yo2ov_dt_b_product_details) und habe den Eindruck, daß danach alles ohne Streifen sauber ist.
Bei der Reinigung von Frontlisen und Filtern greife ich gerne auf Isopropanol und Microfasertücher zurück, dann ist’s auch streifenfrei sauber.
Und letzte Frage: Bist Du jetzt auf Lightroom und Co. dauerhaft umgestiegen?
Im Übrigen, schöne Bilder hier wieder!
Gruß Rainer
Hallo Rainer,
ich habe mir – ebenfalls auf Amazon – vor einer halben Ewigkeit ein (gut bewertetes!) Noname-Set an Reinigungsstäbchen inklusive Fluid gekauft. Vermutlich habe ich den Sensor allerdings einfach nur zu wenig mit den Stäbchen nachgewischt, nachdem ich das Fluid aufgetragen hatte.
Nachdem ich die Streifen entdeckt hatte, konnte ich diese sehr einfach wieder wegwischen. Vermutlich war es daher einfach ein Anwenderfehler. 😉
Und ja, ich bin zumindest längerfristig auf Lightroom & Co umgestiegen. Die Entwicklung geht damit einfach einen Tacken besser von der Hand und es gibt sehr praktische, teils KI-gestützte Funktionen und Plugins für Photoshop (bspw. StarXTerminator, GradientXTerminator), mit denen man noch das letzte Quäntchen Bildqualität herausholen kann. Ggf. würde das auch mit darktable funktionieren, aber eben alles relativ aufwendiger. Und dazu fehlt mir momentan leider einfach die Zeit. 🙁
Und es freut mich im Übrigen, wenn Dir das Bild gefällt! 😎
Viele Grüße
Hendrik