Das darktable-Modul Kontrast Equalizer ist extrem mächtig und geradezu prädestiniert, um damit Astrofotos zu entwickeln und speziell die Milchstraße herauszuarbeiten. In diesem Beitrag geht es um die richtigen Einstellungen und den korrekten Workflow.
Die Entwicklung meiner ersten Astrofotos mit darktable war ziemlich aufwendig. Da es im Internet keine brauchbaren Tutorials dazu gab, musste ich mir die Workflows sowie die relevanten Module bzw. Einstellungen mühsam und Schritt für Schritt aneignen.
Als Resultat habe ich die wesentlichen Entwicklungsschritte mit darktable, Sequator und GIMP in meinem Tutorial Milchstraße fotografieren und entwickeln mit darktable, Sequator und GIMP beschrieben.
Im Rahmen der Entwicklung hat sich das darktable-Modul Kontrast Equalizer als Glücksfall erwiesen: Wie sich schnell herausstellte, lassen sich damit die feinen Details und Strukturen der Milchstraße hervorragend herausarbeiten und entwickeln. In Adobe Lightroom habe ich bspw. eine so praktibale Möglichkeit noch nicht finden können, sodass ich momentan darktable in der Hinsicht sogar als überlegen bezeichnen würde. Gerne lasse ich mich jedoch auch vom Gegenteil überzeugen.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Milchstraße":
Die grundlegende Funktionsweise des Moduls habe ich bereits im Beitrag darktable: Kontrast Equalizer zur Entwicklung von Astrofotos erklärt und werde daher nicht mehr auf die Basics eingehen.
In aller Kürze: Mit der Luminanzkurve lässt sich der Grad der Kontrastverstärkung von groben (links) bis hin zu feinen Details (rechts) modifizieren. Gerade in Kombination mit Verlaufsfiltern erlangt man binnen kurzer Zeit super Resultate.
Warum dann ein weiterer Beitrag über den Kontrast Equalizer?
Weil ich dessen Verwendung im Zuge der Entwicklung von Astrofotos mittlerweile weiter optimiert habe. Vor allem meine ersten Schritte mit Lightroom und die Erkenntnis, dass die dezentere Erhöhung des Kontrasts zu natürlicheren, schöneren Bildern führt, haben meine Sicht der Dinge verändert.
Genau hierum wird es in den nachfolgenden Zeilen gehen.
Inhalt:
Bisheriges Problem: Unnatürlich wirkende Kontraste
Während ich früher den Kontrast grober Details stark überhöhte, gehe ich genau in diesem Punkt nun mit Bedacht vor.
Bis vor wenigen Wochen sah die von mir verwendete Luminanzkurve des Kontrast Equalizers zur Entwicklung der Milchstraße noch so aus:
Grobe Details wurden stark betont, mittlere und feine überhaupt nicht.
Das Problem dabei: Unnatürliche wirkende Farben und Kontraste sowie verlorene Details:
Hinzu kam ein weiteres Problem: Vordergrundelemente, die zum Teil in den Bereich der Milchstraße und somit in den Bereich der Verlaufsfilter hineinragten, wurden durch die Kontrastanpassungen ebenfalls modifiziert. Mit dem Ergebnis, dass an diesen Stellen eine Unschärfe entstand, die sich im Zuge der Nachbearbeitung nur noch schwer korrigieren ließ:
Leider nicht gerade eine optimale Lösung. 🙁
Es hat mich einige Versuche gekostet um zu erkennen, dass allein die Luminanzkurve des Kontrast Equalizers in meinem Workflow zur Entwicklung von Astrofotos das Grundproblem darstellte und den Sternenhimmel unnatürlich wirken ließ.
Weiterführendes Thema zum Schlagwort "Entwicklung":
Vorweg sei noch gesagt bzw. geschrieben, dass den in diesem Beitrag gezeigten Bildern folgende Bearbeitungsschritte vorausgingen:
- Die gezeigten Bilder bestehen aus 20 Einzelfotos, die ich mit Sequator gestackt habe
- Die gestackte Aufnahme wurde dann in darktable im Wesentlichen mit den Bearbeitungsschritten aus dem Beitrag Schritt 3: Nachbearbeitung von Astrofotos der Milchstraße mit darktable vorbereitet – einzig die Arbeitsschritte im Bereich des Kontrast Equalizers haben sich geändert. D.h. die Belichtung und der Weißabgleich wurden feinjustiert, Kontrast und Sättigung angehoben, Schatten und Spitzlichter optimiert, Dunst entfernt, die Module Velvia und Lebendigkeit aktiviert und schließlich der lokale Kontrast angepasst.
Nachfolgend steht jedoch der Kontrast Equalizer im Fokus, sodass ich nur auf diesen eingehen werde.
Verstärkung der Kontraste heller Bildteile
So bin ich nach einigen Versuchen dazu übergegangen, die Luminanzkurve nicht mehr am linken Ende extrem zu überhöhen, sondern sie über die gesamte Breite leicht anzuheben und die „mittleren Details“ noch einen Tick mehr zu betonen.
Hierzu passe ich in der Regel die Kurve des Kontrast Equalizers wie folgt an:
Heißt: Ich erhöhe den Kontrast über die gesamte Breite und betone mittlere Details etwas stärker.
Wichtig: Der Überblendmodus bleibt hierbei unverändert auf „normal“ eingestellt.
Nach wie vor verwende ich in darktable die Verlaufsformen um den Bereich der Milchstraße zu selektieren. Das Ergebnis fällt eindeutig aus, die Details der Milchstraße wirken viel natürlicher als mit der ursprünglichen Luminanzkurve:
Weniger ist hier mehr: Dadurch, dass die Milchstraße mit der „neuen“ Luminanzkurve viel feiner strukturiert ist, fügt sie sich deutlich harmonischer ins Gesamtbild ein, ohne dabei allzu unnatürlich zu wirken.
Klar: Mit bloßem Auge würde man sie in meiner Region nur als Sternenband am Himmel erkennen können, die Gasnebel und die sich abwechselnden, hellen und dunklen Passagen sind nicht zu sehen.
Genau das wiederum macht aber für mich den Reiz der Astrofotografie bzw. der Entwicklung aus. Die Kunst dabei ist es aber, den Spagat zwischen realem und übertriebenem Look zu meistern.
Verstärkung der Kontraste dunkler Bildteile
Weiter geht’s im Workflow, denn bisher ist nur die Hälfte der Arbeit getan:
Nachdem oben mit einer ersten Instanz des Kontrast Equalizers vor allem die Kontraste der hellen Bildanteile verstärkt wurden, müssen auch die dunklen Bildteile herausgearbeitet werden.
Das erledige ich mit einer duplizierten Instanz des Kontrast Equalizers. D.h. sowohl die verwendeten Verlaufsformen als auch die Luminanzkurve bleiben gleich. Was sich ändert ist einzig der Überblendmodus, den ich von normal auf abdunkeln stelle:
Im Wesentlichen verwende ich schon seit Anbeginn diese Methodik, d.h. eine erste Instanz für helle und eine zweite Instanz für dunkle Bildteile. Einzig die Form der Kurve habe ich verändert, um die Resultate weiter zu optimieren.
Mein Favorit für die Landschafts-Astrofotografie: Sony FE 20mm f/1.8 G* |
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Hinweis: Sofern der Effekt zu schwach oder stark erscheint, kann man jeweils durch Veränderung des „einblenden-Schiebers“ (s.o.) den Grad der Kontrasterhöhung einstellen.
Wendet man nun diese zweite Instanz auf das Bild an, dann sieht das Ergebnis so aus:
Im direkten Vergleich sind die dunklen Passagen innerhalb der Milchstraße nun stärker von den hellen abgegrenzt:
Das war’s auch schon mit meinem optimierten Workflow. Kein Hexenwerk, nur muss man wissen, an welchen Rädchen in darktable zu drehen ist.
Fazit
Weniger ist im Fall des Kontrast Equalizers wirklich mehr. Die Feinjustierung der Luminanzkurve ermöglicht es mit ein bisschen Übung, die Milchstraße beinahe schon kinderleicht zu entwickeln.
Dabei bietet sie genügend Flexibilität für persönliche Präferenzen. Nur von einer zu starken Überhöhung des Kontrasts sollte meines Erachtens nach Abstand genommen werden, da dadurch schnell ein unnatürlicher Look entsteht.
Diese Erkenntnis hat mich viel Zeit gekostet. Gelohnt hat es sich aber in jedem Fall, mit den Einstellungen des Moduls zu experimentieren.
Das in diesem Beitrag als Beispiel dienende Bild sieht final entwickelt übrigens so aus:
Das Bild ist eine meiner April-Aufnahmen 2021 und gleichzeitig eines meiner liebsten Astrofotos. Neben den hier gezeigten Einstellungen habe ich zudem noch den Vordergrund separat entwickelt, um diesen besser sichtbar zu machen.
Hast Du bereits Erfahrungen mit dem Kontrast Equalizer im Rahmen der Entwicklung von Astrofotos gesammelt? Mich würden Deine verwendeten Einstellungen interessieren, da ich ständig auf der Suche nach Optimierungspotential meiner Fotos bin. Lass gerne einen Kommentar da!
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