Nachdem ich kürzlich mit dem Samyang 135mm f/2 und der Nachführung Skywatcher Star Adventurer 2i zur Überbrückung des Winters den Einstieg in die Widefield-Astrofotografie für die Widefield-Astrofotografie wagte und eine erste brauchbare Aufnahme der Andromedagalaxie wagte, musste ich dank Vollmond und Dauerbewölkung eine nicht enden wollende Zwangspause einlegen.
Ganz oben auf meiner Liste stand das nächste Anfängerobjekt: Die Plejaden.
Am Abend des 03.12. riss dann endlich einmal der Himmel für mehrere Stunden auf, wenngleich das Seeing nicht optimal – da dunstig – war. Außerdem war es mit -3°C ziemlich kalt. Das sollte sich noch als Problem herausstellen…
Inhalt:
Ergebnis: Gut, aber Luft nach oben
Entstanden ist das folgende Bild, mit dem ich für den Anfang ganz zufrieden sind – immerhin sind die bläulichen Gasnebel der Plejaden sehr gut zu erkennen:
Da sich die Entwicklung solcher Widefield-Fotos ziemlich stark von der Entwicklung von Landschafts-Astrofotos der Milchstraße unterscheidet, ist da sicherlich noch Luft nach oben.
Vor allem die Gesamtbelichtungszeit (im Bild oben: ca. 45min) ist noch ausbaufähig. Leider machten mir das Wetter und der aufgehende Mond einen Strich durch die Rechnung.
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Zumindest die Software war die gleiche: Sequator, Lightroom Classic, Photoshop (mit GradientXTerminator-Plugin).
Trotz allem Wenn und Aber: Mir gefällt aber das Bild. Ich freue mich vor allem, dass die blauen Gasnebel in der Nachbearbeitung so gut herausgearbeitet werden konnte.
Handling des Star Adventurer 2i: Übung macht den Meister
Wie schon bei der Fotografie der Andromedagalaxie ging es mir jedoch mehr um die Erprobung des einigermaßen gewöhnungsbedürftigen Workflows mit dem
.Das ist schon eine ganz ordentliche Umstellung, wenn man die ersten Male damit hantiert…
Grundvoraussetzung: Neues Stativ nötig (SIRUI AM-284)
Nach meinem letzten Probelauf mit der Andromedaglaxie stellte ich schnell fest, dass das winzig kleine Stativ Rollei Traveler No 1 mit dem schweren Startracker an seine Grenzen geriet. Bei kleinsten Berührungen geriet die
in Schwingung und brauchte mehrere Sekunden bis zum Stillstand.Ein neues Stativ musste also her. Meine Wahl fiel auf das Carbon-Stativ SIRUI AM-284 mit 15kg Tragkraft – ohne Mittelsäule, ohne Kugelkopf. Für etwa 160 EUR bietet das Stativ aus meiner Sicht ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis.
Mein Fazit nach dem ersten Abend: Das
ist im Vergleich zum Rollei wirklich wahnsinnig stabil. Da wackelt nichts mehr. Perfekt!Nachdem ich das Stativ aufgestellt hatte, ging es direkt ans Einnorden. Das fiel mir beim dritten Versuch schon wesentlich leichter, als zuvor. Übung macht hier definitiv den Meister.
Star Adventurer 2i einnorden
Für das Einnorden richtet man den Startracker zunächst grob in Richtung Polarstern aus, indem man den Stern über den Startracker nach dem Kimme-Korn-Prinzip anpeilt.
Danach wirft man einen Blick durch den Polsucher und mit etwas Glück ist dann der Polarstern schon deutlich und als hellster Stern zu sehen. Ein klarer Himmel ist hierfür übrigens ein absolutes Muss.
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Nun muss der Polarstern im Polsucher unter Berücksichtigung der Uhrzeit exakt auf den drei konzentrischen Kreisen ausgerichtet werden, die einer Uhr nachempfunden sind. Denn der Polarstern befindet sich etwa 0,7° vom nördlichen Himmelspol entfernt und kreist ebenfalls in einer (kleinen) Kreislaufbahn um diesen.
Der Prozess klingt schwieriger, als er eigentlich ist. Bei Gelegenheit werde ich hierzu einmal ein ausführliches Tutorial verfassen.
Kostenlose Android App Polar Clock als wertvoller Helfer
Beim Einnorden leistet die kostenlose App Polar Clock wertvolle Dienste. Diese liefert nicht nur Informationen zum richtigen Breitengrad des aktuellen Standorts, sondern zeigt auch noch exakt an, wo sich der Polarstern auf der „Polaruhr“ gerade befindet:
Nun kann man mit der Polhöhenwiege die vertikale und durch die Stellschrauben die horizontale Ausrichtung des Star Adventurers feinjustieren und den Polarstern auf den von der App Polar Clock angezeigten Punkt ausrichten.
Geschafft.
Der Startracker ist jetzt eingenordet und kann exakt die Erdrotation ausgleichen, sodass keine Strichspuren bei längeren Belichtungszeiten zu sehen sind. Je exakter die Ausrichtung vorgenommen wird, desto längere Belichtungszeiten sind möglich.
Sobald der Vorgang abgeschlossen ist, sollte das Stativ nur noch mit Samthänden angefasst werden, um eine versehentliche Verschiebung zu vermeiden.
Kamera ausbalancieren: Schwierig bis unmöglich
Im Anschluss daran wird die Kamera auf das Objekt der Begierde ausgerichtet und mit dem Gegengewicht ausbalanciert. Das entlastet den Motor des Startrackers und ermöglicht eine „smoothe“ Nachführung.
Obwohl ich dachte, dass ich das Procedere verstanden hätte, hatte ich damit erneut Probleme.
Bei meinen bisherigen Versuchen standen sowohl die Andromedagalaxie als auch die Plejaden mehr als 75° hoch am Himmel und ich musste die Sony Alpha 6400 samt
beinahe senkrecht in den Himmel ausrichten.Das Ausbalancieren der Deklinationsachse ist in diesem Fall ein echtes Problem, für das ich noch keine richtige Lösung gefunden habe. Vielleicht stelle ich mich aber einfach noch zu doof an. Für jegliche Tipps bin ich daher dankbar. 😉
Der Flop des Abends: Rollei Funk-Fernauslöser
Auch wenn ich die Produkte von Rollei wirklich mag, so hat mich an diesem Abend der Funk-Fernauslöser leider etwas enttäuscht.
Zuerst zeigte die Bedieneinheit nach etwa einer Stunde im Freien bei -3°C eine Batteriewarnung an (die Batterien waren neu!).
Da ich glücklicherweise die Fotos im Garten machte, wollte ich die Bedieneinheit im Warmen platzieren, um die Batterien zu schonen.
Das funktionierte leider ebenfalls nicht, denn bei geschlossener Tür hatte der Fernauslöser schon auf eine Entfernung von 5m Sendeprobleme, sodass meine Kamera im Bulk-Modus anstatt nach geplanten 60sec im Zufallsprinzip nach jeweils wenigen Sekunden auslöste.
Das Ende vom Lied: Ich aktivierte doch wieder das interne Intervallaufnahmeprogramm der
und begnügte mich mit den maximal 30sec Belichtungszeit, die dort zur Verfügung stehen.Sehr schade, denn ich hätte natürlich gerne doppelt so lange belichtet.
Als Konsequenz aus diesem Debakel kaufte ich mir noch am selben Abend einen kabelgebundenen Funkauslöser (von Rollei 😎 ), mit dem ich dann beim nächsten Mal Erfahrungen sammeln kann.
Fazit
Das war ein sehr lehrreicher Abend mit positiven und negativen Aspekten:
Einerseits konnte ich wertvolle Erfahrungen im Umgang mit dem Star Adventurer 2i sammeln und das Einnorden ging schon deutlich besser von der Hand. Andererseits hatte ich noch immer Probleme mit dem Ausbalancieren.
Außerdem lernte ich, dass man sich bei der
nicht auf einen Funk-Fernauslöser verlassen sollte.Das Wichtigste ist aber, dass letztendlich trotz aller Pannen ein schönes Bild entstanden ist. 🙂
Sofern es der seit Wochen bewölkte Himmel zulässt, werde ich weiter üben. Mein nächstes Ziel ist das Sternenbild Orion bzw. der Orionnebel. Beitrag folgt…
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