Wie und mit welchen Kameraeinstellungen lässt sich ein Sonnenaufgang bzw. Sonnenuntergang am besten fotografieren? Welche Hardware benötigst Du? Darum geht es in diesem Beitrag.
Ich liebe es, Sonnenuntergänge zu fotografieren.
Im Gegensatz zur Fotografie der Milchstraße hat das nämlich einen entscheidenden Vorteil: Praktischerweise geht die Sonne jeden Tag unter – 365 Tage im Jahr. Die Milchstraße dagegen lässt sich nur einmal monatlich für eine kurze Zeitspanne fotografieren.
Klar, das Wetter muss in beiden Fällen mitspielen, doch während Wolken bei der Fotografie des Sternenhimmels ein KO-Kriterium darstellen, können diese dem Sonnenuntergang das gewisse Extra verleihen.
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Dabei ist die Fotografie von Sonnenuntergängen gar nicht allzu schwierig, aber Fehlerquellen gibt es dennoch genügend.
In diesem Beitrag erhältst Du Tipps von der richtigen Uhrzeit über die korrekten Kameraeinstellungen, die notwendige Hardware bis hin zur Entwicklung von Aufnahmen die den Sonnenuntergang als Thema haben.
Wichtige Info vorab: Im weiteren Verlauf ist zwar ausschließlich die Rede vom Sonnenuntergang, jedoch gelten sämtliche Tipps und Tricks natürlich auch analog für den Sonnenaufgang. Technisch betrachtet gibt es hierbei keinen Unterschied.
Inhalt:
Richtige Uhrzeit und Position der Sonne
Los geht’s mit der richtigen Uhrzeit. Die goldene Stunde eignet sich ideal, nicht nur zur Fotografie eines Sonnenuntergangs (ist ja auch irgendwie logisch, mitten am Tag lässt sich ein Sonnenuntergang nur schwer fotografieren 😉 ).
Da die Sonne zu dieser Zeit bereits mit einem Winkel von weniger als 6° am Horizont steht, wird die Landschaft im Idealfall, abhängig von den herrschenden Wetterbedingungen, in goldenes Licht getaucht. Beste Voraussetzungen für wunderbar warme Farben und tolle Lichtstimmung beim Fotografieren.
Da sich der Winkel der Sonne nicht gerade leicht abschätzen lässt, gibt es diverse softwarebasierte Helfer. Die App PhotoPills bspw. liefert für jeden Tag neben Informationen zur Sichtbarkeit der Milchstraße auch die exakten Uhrzeiten für die goldene Stunde.
Als Faustregel kannst Du außerdem in unseren Breitengraden annehmen, dass sich die letzten 30 Minuten vor dem endgültigen Sonnenuntergang am besten für Fotos eignen. Dann sind sowohl der Winkel der Sonne als auch das Licht optimal.
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Übrigens: Eine bereits teilweise hinter dem Horizont versinkende Sonne ist meiner Erfahrung nach nicht sehr fotogen. Aufnahmen, die die Sonne ein paar Grad oberhalb des Horizonts zeigen, sind in meinen Augen in der Regel deutlich ansprechender und auch leichter vorzunehmen. Wie überall gibt es natürlich auch hierbei Ausnahmen.
Die Motivwahl: Goldener Schnitt und führende Linien
Einfach nur blind mit der Kamera auf die Sonne draufzuhalten und den Auslöser zu drücken führt in den wenigsten Fällen zum gewünschten Erfolg.
Generell gelten die gleichen Prinzipien, wie bei anderen Fotos auch: Das Auge des Betrachters soll geführt werden. Zum Beispiel durch Anwendung des goldenen Schnitts oder durch führende Linien. So wird das Bild erst interessant.
Die nachfolgende Aufnahme enthält beispielsweise im Vordergrund nur einen großflächigen, unterbelichteten Bereich. Dieser umfasst etwa 1:3 der Aufnahme und entspricht somit dem goldenen Schnitt. Obwohl im Vordergrund keine Details erkennbar sind, wirkt die Aufnahme trotzdem ansprechend. Den Mittelpunkt bilden neben der Sonne auch bzw. insbesondere die Schleierwolken am Himmel, wodurch dem Foto erst seine Stimmung verliehen wird:
Grundsätzlich fotografiere ich übrigens gerne verschiedenste Wolkenformationen, da diese dem Bild direkt eine interessante Stimmung verleihen, wenn sie gut in Szene gesetzt sind. Vor allem zur goldenen Stunde bzw. während des Sonnenuntergangs lassen sich so spektakuläre Aufnahmen schießen.
In der nachfolgenden Aufnahme habe ich, neben dem goldenen Schnitt, zusätzlich versucht, den Blick des Betrachters durch führende Linien (in Form der Straße im Vordergrund) in Richtung des Horizonts zu lenken:
Auch wenn sich beim Fotografieren des Sonnenuntergangs primär alles um die Sonne dreht, sollten immer weitere Bildelemente ins Foto integriert werden, um die Aufnahme für den Betrachter interessanter zu gestalten.
Richtet man die Kamera plump auf die Sonne, wird das in den seltensten Fällen zum Erfolg führen und das Foto mit großer Wahrscheinlichkeit langweilig wirken.
Die Kamera
Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Mit nahezu jeder Kamera kann man heutzutage vermutlich einen brauchbaren Sonnenuntergang fotografieren.
Viele meiner Fotos habe ich in den letzten Monaten beispielsweise mit meinem Google Pixel 4 gemacht, das über eine hervorragende Kamera verfügt und insbesondere bei Gegenlichtsituationen zu überzeugen weiß:

Meine Sony Alpha 6400 ziehe ich prinzipiell dem Pixel 4 vor. Jedoch ist ein Mobiltelefon praktischerweise so klein, dass man es – ganz im Gegensatz zu einer Kamera – so gut wie immer dabei haben kann. Die obige Aufnahme ist bspw. während meiner abendlichen Laufrunde ziemlich spontan entstanden. – Besser irgendeine Kamera dabei haben, als gar keine. 😀
Ansonsten ziehe ich auch gerne in den Abendstunden mit meiner Sony Alpha 6400 los, dann aber mit Stativ und je nach Motiv unterschiedlichen Objektiven.
Die Alpha ist dem Pixel zwar technisch haushoch überlegen, jedoch sei nochmals erwähnt, dass das Pixel dank der sehr guten Software mit Gegenlichtsituationen hervorragend umzugehen weiß.
Das ist ein weiterer Beleg dafür, dass es bei der Fotografie von Sonnenuntergängen weniger auf die verwendete Kamera, sondern vielmehr auf den Fotografen bzw. die Bild- und Lichtkomposition ankommt.
Das Objektiv
Wie schon bei der Wahl der richtigen Kamera gilt für das Objektiv das gleiche Prinzip: Das richtige oder falsche Objektiv gibt es nicht.
Auch klar: Viele Fotografen werden sagen, dass das Objektiv gut mit Gegenlichtsituationen zurecht und entsprechend hochwertig daherkommen sollte.
Solche Objektive sind allerdings verhältnismäßig teuer und letztendlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks bzw. der persönlichen Präferenzen, ob einem die bessere Bildqualität den recht hohen Aufpreis wert ist (das gilt natürlich nicht nur für die Fotografie von Sonnenuntergängen).
Wie bei jedem Hobby sind dem Preis nach oben natürlich keine Grenzen gesetzt. Und wie bei jedem Hobby bezahlt man ab einem gewissen Punkt immer größere Summen für immer kleinere Qualitätssteigerungen.
Günstig vs. teuer
Einige meiner Objektive tun genau das definitiv nicht: Sie kommen nicht besonders gut mit Gegenlichtsituationen klar. Dennoch habe ich bisher ganz brauchbare Resultate erzielt und bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden.
Insbesondere Das Samyang 12mm f/2 und das Viltrox 23mm f/1.4 neigen erwiesenermaßen zu schwachen Kontrasten und Lens Flares bei Gegenlicht.
In meinen Augen muss das aber nicht zwingend ein Nachteil sein. So können vor allem Lens Flares als Effekt ins Gesamtbild integriert werden. Zumindest stört mich diese Tatsache nicht so sehr, als dass ich mich nach teureren Objektiven umschauen würde.
Beim nachfolgenden Foto, das mit dem Samyang gemacht wurde, sind zum Beispiel deutlich Lens Flares zu sehen:
Das tut jedoch der Stimmung in meinen Augen keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Ich mag diesen Effekt.
Vergleicht man den Preis und die absolut zufriedenstellenden Resultate des Samyang oder des Viltrox mit denen hochwertiger Objektive, die mit solchen Situationen besser zurecht kommen, dann bestärkt mich das umso mehr, weiter mit günstigen Linsen zu fotografieren.
Nicht die Hardware macht die Fotos, sondern der Fotograf. 😉
Die richtige Brennweite
Bezüglich der zu verwendenden Brennweite gibt es ebenfalls kein Richtig oder Falsch.
Das nachfolgende Foto habe ich bspw. mit meinem Sony SEL-50F18 gemacht (umgerechnet 75mm Kleinbild-Äquivalent):
Wie auch bei der normalen Landschaftsfotografie sollte die Brennweite ganz einfach passend zum Motiv gewählt werden.
Möchtest Du „viel“ Landschaft oder Himmel auf dem Foto haben, bieten sich natürlich kurze Brennweiten an:

Viel mehr gibt es zum Thema nicht zu sagen bzw. schreiben.
Die Themen „Kamera-“ und „Objektivwahl“ sollten bei der Fotografie von Sonnenuntergängen nicht zur Wissenschaft werden.
Blendenstern aka Sonnenstern
Der Blendenstern ist ein tolles Stilmittel, um die Sonne in Szene zu setzen.
Möchtest Du einen Blendenstern „produzieren“, solltest Du eine Blendestufe ab f/8 oder kleiner wählen. Je weiter sich die Blende schließt, desto ausgeprägter wird wegen der Lichtkrümmung der Blendenstern und desto größer wird aber auch die Beugungsunschärfe.
Je nach verwendetem Objektiv bzw. Blende unterscheiden sich die Blendensterne zudem:
Blenden mit einer geraden Anzahl an Lamellen produzieren weithin als „unschön“ angesehene Sterne mit wenigen Strahlen, wie das z.B. beim Samyang der Fall ist:
Blenden mit ungerader Lamellenzahl erzeugen dagegen „vielzackige“ und allgemein beliebtere Sterne:
Ich persönlich bin auch hierbei schmerzfrei und finde beide Arten von Blendensternen schön. 😉
Kameraeinstellungen
Je nach Kamera kannst Du die Einstellungen für die Aufnahmen des Sonnenuntergangs vollständig manuell vornehmen, oder Deine Kamera verfügt über einen Automatikmodus und erspart Dir tiefere Kenntnisse der Materie.
Wie schon weiter oben erwähnt, „kann“ mein Handy Sonnenuntergänge ziemlich gut, ohne dass hier manuell eingegriffen werden müsste. Der Google-Software sei Dank.
Mit meiner Sony RX100IV habe ich früher des öfteren im eigens für Sonnenuntergänge vorhandenen Modus fotografiert, was auch gute Ergebnisse lieferte. Allerdings ärgere ich mich im Nachhinein bei der Betrachtung einiger dieser Aufnahmen, dass ich keinen Einfluss auf die verwendete Blende nehmen konnte, um den vorgenannten Blendenstern ins Bild zu integrieren.
Möchtest Du die volle Kontrolle über die Aufnahme, dann führt am manuellen Modus kein Weg vorbei. So kannst Du gezielt die Aufnahmen (unter-)belichten und mit der Wahl der richtigen Blende die Schärfentiefe der Aufnahme bestimmen oder Blendensterne erzeugen.
Wie auch bei der Astrofotografie empfehle ich die Aufnahmen im RAW-Format vorzunehmen, um später bestmögliche Resultate im Rahmen der Entwicklung zu erzielen.
In der Regel fotografiere ich Sonnenuntergänge mit meiner Sony Alpha 6400 im Modus M mit folgenden Einstellungen:
- Weißabgleich: Tageslicht / 3900K
- ISO-Wert: 100. Um Bildrauschen zu vermeiden, sollte mit dem niedrigst möglichen Wert fotografiert werden. Nötigenfalls muss ein Stativ verwendet werden, wenn die Belichtungszeiten zu lang werden.
- Blende: Große Blende für niedrige Schärfentiefe und Betonung von Vordergrundobjekten oder kleine Blende mit hoher Schärfentiefe, d.h. durchgängiger Schärfe. Die präferierten Einstellungen hängen wie immer vom persönlichen Geschmack und dem Motiv ab.
- Belichtungszeit: Die Belichtungszeit ist abhängig von der Blende und sollte als letzter Parameter eingestellt werden.
HDR-Sonnenuntergang
Da Sonnenuntergänge angesichts des großen Dynamikumfangs aufgrund der Gegenlichtsituationen sowohl den Fotografen als auch die Kamera vor besondere Herausforderungen stellen, bietet sich insbesondere die HDR-Fotografie zur Lösung des Problems an.
Dabei werden mehrere Aufnahmen mit gleicher Blende und unterschiedlicher Belichtungszeit gemacht und später im Rahmen der Nachbearbeitung, bspw. in Lightroom, miteinander kombiniert.
Versteht sich von selbst, dass hierzu ein Stativ nötig ist.
Klassischerweise hat man eine unterbelichtete, eine normal und eine überbelichtete Aufnahme zur Verfügung, von denen bei der Erzeugung des HDR-Bilds jeweils die richtig belichteten Bildanteile verwendet und miteinander kombiniert werden.
Das Ergebnis ist ein extrem detailreiches Bild, das keine abgesoffenen (unterbelichteten) und ausgebrannten (überbelichteten) Stellen mehr enthält.
Die nachfolgende Aufnahme habe ich im Frühling 2021 mit meiner Sony Alpha 6400 gemacht. Da ich voll gegen die Sonne fotografierte, hätte ich mit einer Einzelaufnahme die Wahl gehabt, entweder den Vordergrund richtig und dafür den Himmel total zu überbelichten oder umgekehrt:
Gleiches gilt für das nächste Bild:
Mit einer Einzelaufnahme wäre es ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, sowohl die Holzstruktur der Bank im Vordergrund, als auch die Sonne am Horizont abzubilden.
Wie schon oben erwähnt, kommt das Pixel 4 dank seiner Software hervorragend mit solchen Situationen klar und erzeugt HDR-Aufnahmen „on the fly“. Jedoch ist bei entsprechender Vergrößerung der Detailreichtum deutlich niedriger, als bei Aufnahmen, die mit der Sony Alpha entstanden.
Das schmälert jedoch nicht die erzielbaren Ergebnisse:
Entwicklung: Die wichtigsten Schritte
Egal mit welcher Kamera Du einen Sonnenuntergang fotografierst, den letzten Schliff kannst Du Deinen Fotos erst durch die Entwicklung verpassen.
So erhöhe ich gerne den Kontrast und die Sättigung, so wirkt das Bild lebendiger.
Durch Anpassung des Weißabgleichs kann die Stimmung im Bild erheblich verändert werden. Ich bevorzuge warme Farben bzw. Farbtemperaturen, die die das goldene Sonnenlicht betonen.
Durch Variation der Schatten und Spitzlichter, des Weiß- und Schwarzpunkts wird zudem der Himmel detailreicher gezeichnet. Insbesondere Wolkenstrukturen lassen sich auf diese Weise hervorragend herausarbeiten und in Szene setzen, womit dem Bild eine ganz besondere Stimmung verliehen werden kann:

Erlaubt ist, was gefällt. Probiere es einfach aus und experimentiere mit den verschiedenen Einstellungen. Ob in Lightroom, darktable oder sogar in Google Fotos spielt dabei keine Rolle. Das Ergebnis zählt.
Ein gutes Foto wird erst durch die Entwicklung zu einem sehr guten.
Fazit
Wie Du siehst, ist die Fotografie von Sonnenuntergängen keine Raketenwissenschaft.
Glücklicherweise können heutzutage mit nahezu allen gängigen Kameras derartige Aufnahmen gemacht werden.
Weniger die verwendete Hardware, sondern vielmehr Experimentierfreude und Kreativität sind beste Voraussetzungen für sensationelle Fotos. Die Motive müssen dabei noch nicht einmal besonders spektakulär gewählt werden.
Wie sind Deine Erfahrungen mit der Fotografie von Sonnenuntergängen? Welche Einstellungen bevorzugst Du? Lass‘ gerne einen Kommentar da.

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